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Frauenquote: Legitim, nötig und nachhaltig?

Frauenquote: Legitim, nötig und nachhaltig?

Cindy Pfitzmann
frauenquote - Gesellschaft Kolumne

Das neue Gesetz zur Frauenquote sieht vor, dass in den Vorständen börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen mit mehr als drei Mitgliedern mindestens eine Frau sitzen muss.

Der Anteil von Frauen in diesen Positionen bewegt sich immer noch bei mageren 10 Prozent und ist damit auf dem Niveau von Ländern wie der Türkei oder Indien. Oder anders ausgedrückt: Deutschland ist hinsichtlich der Gleichstellung von Frauen und Männern in Vorständen auf einen der letzten Plätze im europäischen Vergleich: Platz 24 von 27.

Davon sind aktuell 73 Konzerne betroffen, von denen bei 32 noch keine weibliche Führungskraft in der Topetage sitzt.

Das Gesetz zur Frauenquote ist ein Meilenstein in der Geschichte der Gleichstellung, obwohl so wirklich es keiner haben wollte, aber es ohne einfach nicht (von allein) gehen will. Und es ist eine Ohrfeige an diejenigen, die immer damit argumentiert haben, dass sich der Markt und die Gesellschaft selbst regelt.

Was bringt aber die Frauenquote für alle, wenn sie bisher nur für Spitzenpositionen gilt? Und es wirklich der wichtigste Hebel?


Strukturelle Probleme weiterhin außen vor – trotz der Frauenquote

Es gibt noch viel mehr sachfremde, strukturelle Gründe für die Schieflage, als die gläserne Decke, die Frauen erfahren und diese aus deutschen Unternehmensführungen fern halten. 

Wir haben hier in Deutschland eine Sozialisierung verinnerlicht, dass entweder Frauen wohl gar nicht, führen wollen, oder dass sie lieber Care-Berufe ausüben wollen. Oder dass sie besser dazu geeignet wären, zu Hause auf die Kinder oder kranke Eltern aufzupassen. 

Um mal nur zwei von vielen Vorurteilen und gesellschaftlichen Memem zu nennen.

Die Spirale fängt ganz woanders an und der Rattenschwanz ist lang.

Die Berufswelt, die Politik, die Forschung, und Chefetagen waren über Generationen hinweg männerdominiert. Erst seit 1977 dürfen Frauen ohne Erlaubnis ihres Mannes arbeiten gehen – ausser in der DDR, da schon viel früher. 

Und umgekehrt sind die Domänen Kindererziehung und Pflege frauendominierte Bereiche. 

Was dann auch wiederum auf vermeintlich passende weibliche und männliche Attribute passt.

 

Frauen seien emphatischer und einfühlsamer = Erziehung/ Pflege?

Männer seien durchsetzungsstark und zielorientiert = Führungsposition?  

Was passiert mit den Männern und Frauen, die genau andere Charaktereigenschaften haben und sich dem Druck ausgesetzt sehen, sich aber typisch weiblichen/ typisch männlich verhalten zu müssen? Oder sie widersetzen sich und agieren gegen den Status Quo und werden dann verurteilt und ausgelacht. 

Frauen wird Karrieregeilheit vorgeworfen, berufstätige Mütter sind dann plötzlich Rabenmütter und Männer, die zu Hause bleiben oder Erzieher werden, werden nicht für voll genommen und bewegen sich plötzlich in „Tabuzonen“, wie zB in Kindergärten.

Alte Strukturen aufbrechen

Was wir brauchen sind das Aufbrechen alter Strukturen, wie denn überhaupt Arbeit zu sein hat. 

In einem richtigen Büro. Mit Anwesenheitspflicht. Und im klassischen 9to5 Zeitmodell. 

Sieht man auch während der Corona Pandemie wunderbar mit dem leidigen Thema Homeoffice? 

Warum ist es so schwer für einige Arbeitgeber Home Office mental und mindsetmäßig zu erlauben und zu ermöglichen? An der Logistik liegt es bei “klassischen Officejobs” wohl eher nicht, wenn zumindest gutes Internet da ist. Wohl eher liegt es im Mangel an Vertrauen seinen Mitarbeitern gegenüber. 

Es wäre prinzipiell an der Zeit das Modell “Arbeit mit permanenter Präsenzpflicht” aufzubrechen. 

Da kann es noch so viele Frauen und feministische Gruppierungen geben, wenn von der Männerseite nicht auch grundlegend mitgedacht wird und wenn diese nicht genauso mit in die Verantwortung im Changeprozess gezogen werden.

Es wäre z.B. zielführend, durch moderne Familienpolitik Männern mehr Zugang zu Familien- und Zuhause Zeit eröffnen. 

Um im Thema Gleichberechtigung voranzukommen, müsste es Strukturen geben, dass Frauen eben nicht vermehrt in Teilzeit gehen (müssen) oder vorrangig zu Hause bleiben, sobald Kinder da sind. 

Genauso müssten Männer bei Neueinstellung als Väter oder soon to be Väter gesehen werden, die wg Kinder kürzertreten oder von zu Hause aus arbeiten.

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Stattdessen gilt im grossen Stil nach wie vor das Motto, dass Erziehung und Pflege Sache der Frauen sei. 

Aktuell nehmen nur vier von zehn Männern eine Auszeit nach der Geburt; viele davon nur zwei Monate.

Männern Erziehungskompetenz abzusprechen ist genauso diskriminierend wie Frauen Leadership Kompetenz abzusprechen.

Solche alten Vorurteile gilt es aufzubrechen. Bisher stellen die “alten, weißen Männer”, die oft am Hebel sitzen, genau solche Strukturen eben nicht in Frage und verhalten sich nach dem Prinzip der Homosioziaetet. 

Man spricht dann von Homosozialität.

Wikipedia: 

Der Begriff Homosozialität (auch homosoziale Kooptation) bezeichnet das Phänomen, dass man sich überwiegend gerne mit Menschen umgibt, die einem selbst ähnlich sind. 

Das kennen wir alle aus dem privaten Umfeld und leider eben auch oft im beruflichen und hier wiede eher Frauen zum Nachteil und Männer als unbewusstes Privileg. 

Frauen geraten dann an die gläserne Decke, wo es einfach nicht mehr weitergeht. 

Aber es gibt auch in anderen Bereichen “unsichtbare Frauen”. Es gibt sogar ein ganzen Buch darüber. 

Unsichtbare Frauen

 

Schafft es die Frauenquote allein oder ist sie nur ein Puzzlestück? Männer, die als Allies für Gleichstellung eintreten, sollten Vorbilder sein und auch darüber berichten. 

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