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ToggleAls Frau alleine nach Ägypten? Am Anfang war es nur ein Traum. Doch dann ist scheinbar Unmögliches möglich geworden und ich entschied mich im Alter von 45 Jahren, alles in Österreich aufzugeben, um alleine als Frau nach Ägypten auszuwandern und dort meinen großen Traum zu leben.
Meine Liebe zu Ägypten begann vor bereits 20 Jahren
Vor fast 20 Jahren war ich das erste Mal in Ägypten. Das Land am Nil und Roten Meer hatte mich sofort verzaubert. 17 weitere Male machte ich hier vor allem am Roten Meer als leidenschaftliche Taucherin Urlaub. In dieser Zeit war ich beruflich erfolgreich, hatte einen sehr guten Job als Vertriebsleiterin im größten, österreichischen Bildungsverlag eine Ausbildung als NLP- und Hypnose-Coach absolviert und begann, als solcher tätig zu werden. Doch ich spürte, dass ich für all das, was ich mir für mich und meine Klienten vorstellte, am falschen Ort bin.
Ich hatte die Coaching- und Hypnose-Ausbildung auch als eine Reise in mein eigenes Ich genutzt. Ich lernte mich intensiver kennen, all meine Stärken, meine Schwächen und vieles mehr. Einige der Erkenntnisse schienen anfangs nicht erfreulich zu sein und Tränen sind geflossen.
Eine Erkenntnis war, dass ich bis jetzt in meinem Leben viel zu streng mit mir selbst war. In der Arbeit und im Privatleben sollte immer alles perfekt sein.
Ich meine damit nicht Äußerlichkeiten wie Kleidung oder Make-up. Nein, meine Arbeit und das, was ich tat und tun wollte: perfekte Meetings abhalten, ein perfekt sauberes Haus, einen perfekt gepflegten Garten usw. Damit machte ich mir mein Leben selbst viel zu schwer. Ich glaubte immer, die anderen erwarten so viel von mir und ich müsste diese Erwartungen erfüllen. Das stimmte nicht. Ich war es, die oft zu hohe Ansprüche an sich selbst und auch an andere stellte. Das war keine schöne Erkenntnis. Ich hatte mit meinen zu hohen Erwartungen viel Lebensqualität verloren und auch Lebenszeit.
Während einer Hypnose-Einheit durfte ich in einen Spiegel blicken und jene Frau sehen, die ich sein wollte. Dabei sind mir drei Wörter quasi „erschienen“: gelassen, fokussiert und humorvoll. Ja, so wollte ich sein und ich begann, daran zu arbeiten. Am Ende der Hypnose-Einheit wusste ich also, wer ich bin und sein noch konnte. Ich kannte meine Stärken und Schwächen, ich hatte großes Vertrauen in all das, was ich kann und noch nicht kann und in all das, was ich bereit bin, zu lernen. Ich glaubte fest daran: Ich kann schaffen, was ich will! Ich kann meinen Traum, alleine als Frau nach Ägypten auszuwandern schaffen.
Mein Plan alleine als Frau nach Ägypten auszuwandern starte jetzt
All die „Ja aber“ eines angehenden Auswanderes, ließ ich los und noch einiges mehr. Ich verabschiedete mich von limitierenden Glaubenssätzen, die mich jahrelang daran gehindert haben, meinen großen Traum von einem Leben auf dem afrikanischen Kontinent zu leben.
„Ich kann doch nicht einen so tollen Job in einem so guten Verlag aufgeben! – So eine Anstellung bekomme ich nie mehr!“
Ja, davon war ich sehr überzeugt.
Auch überzeugt war ich, dass es verrückt ist, das immer noch vergleichsweise sehr gute Gesundheitssystem mit staatlicher Krankenkasse aufzugeben. Gesundheit hatte und hat immer noch so einen hohen Wert für mich – also undenkbar!
Als ich dann bereit war, Wege und Lösungen dafür zu finden anstatt Gründe, warum etwas nicht geht, wurde es plötzlich sehr leicht, eine für mich bezahlbare, private Krankenversicherung abzuschließen, die mir weiter ein gutes und sicheres Gefühl geben konnte und gibt.
Plötzlich als Fremde in meiner eigenen Heimat
Als ich im März 2017 von einem weiteren Urlaub am Roten Meer in Salzburg landete, spürte ich, dass diesmal etwas anders war als sonst, wenn ich von einem Urlaub nachhause kam. Ich fühlte mich als Fremde in meiner eigenen Heimat und das war absolut kein schönes Gefühl. Ich war schockiert, so ein Fremdsein in meinem geliebten Anif, einem wunderschönen, kleinen Ort südlich von Salzburg, zu fühlen. Der Berufsalltag hatte mich dann schnell wieder erfasst. Doch als ich einen Rhetoriklehrgang beendete, sagte ich zum Trainer, dass ich für das, was ich noch alles in meinem Leben vorhabe, am falschen Ort bin.
An meinem 45. Geburtstag eine Woche später verbrachte ich den Tag nur mit meiner Mutter. Ich erzählte ihr von meinen Träumen und dass ich auswandern werde. „Ich weiß, du hast es im Blut, das Nomadin-Sein.“, war ihre Antwort.
Denn mein Urgroßvater war bereits im Jahr 1900 von Klagenfurt über Rumänien und Bulgarien, dem heutigen Israel bis nach Kairo gereist, wo er ein Jahr lang lebte. Genau 100 Jahre später war ich das erste Mal in Ägypten, ohne von der Reise meines Urgroßvaters damals gewusst zu haben.
Die ersten Schritte als Auswanderin und als Frau allein in Ägypten
Die erste Möglichkeit einer Arbeit hier in Ägypten ist wie eine große Seifenblase zerplatzt. Mir wurde eine Beteiligung an einer Tauchbasis angeboten und eine Arbeit, die mir Spaß machen würde. Doch als ich den Vertrag und Konditionen sah, dachte ich nur: „Für wie blöd hält man mich?“ Ich war frustriert und enttäuscht, wollte aber nicht aufgeben.
Ich erinnere mich noch sehr gut: An einen Sonntagnachmittag Ende April saß ich an meinem Laptop und tippselte in die Google-Suchmaschine zwei Wörter ein, Deutsch und Hurghada. Auf der ersten Seite der Ergebnisse erschien der Link zur deutschen Schule in Hurghada. Ich verlor mich auf dieser Seite. Es war über 20 Jahre her, dass ich meine Ausbildung zur Grundschullehrerin mit Auszeichnung absolviert hatte. Obwohl ich noch nie in meinem Leben eine Klasse unterrichtet hatte und nie an einer Schule angestellt war, hoffte ich hier, eine Stelle zu bekommen.
„Ich weiß, es ist verrückt eine Bewerbung für einen Job mit 45 zu schreiben, in dem ich noch nie tätig war. Doch das ist jetzt meine Chance, um mir meinen großen Traum zu erfüllen!“ Ja, das sagte ich damals zu mir selbst.
Ich schrieb eine Initiativbewerbung, die Bewerbung meines Lebens, und zehn Tage später hatte ich die Zusage für einen Zwei-Jahres-Vertrag. Ich hatte mir meinen großen Traum erfüllt, konnte mit einer Arbeitsgenehmigung und einem guten Netzwerk ein neues Leben auf meinem Kontinent beginnen.
Mein Abschied vom meinen alten Ich
Es folgen drei Monate intensiver Vorbereitung. Mit einem sehr guten Zeitmanagement schaffte ich es fokussiert, gelassen und humorvoll diese Zeit gut zu meistern. Es gab keinen einzigen Tag, an dem ich gezweifelt habe, das richtige zu tun. Ich hatte in meiner Reise in mein Ich so viel Vorarbeit geleistet, dass sich nun Herz und Verstand die Hand geben konnten.
Ich halte nicht viel von Sprüchen wie: „Folge deinem Herzen“. Das ist zu wenig, wenn der große Traum nicht zum großen Alptraum werden soll und vor allem auch, wenn man als Frau alleine in ein arabisches Land auswandert.
Herz und Verstand „müssen“ Hand in Hand gehen.
Das Schwierigste in dieser Zeit war für mich, meinen Vorgesetzten und vor allem auch meine 16 Vertriebsmitarbeiterin nach zwölf gemeinsamen, erfolgreichen und herausfordernden Jahren von meiner Entscheidung zu informieren. Ich liebte die Führungstätigkeit und hätte es nicht wertschätzend gefunden, ihnen die Nachricht über mein Weggehen nur in einer Mail zu übermitteln.
Nach einem langen Tag eines gemeinsamen Meetings saßen wir wie üblich beim gemeinsamen Abendessen und bevor das Dessert serviert wurde, erzählte ich über eine Reise, die im Jahr 1900 begann und die ich nun fortsetzen wollte. Ich hatte meine Mitarbeiter sprachlos gemacht mit einer Geschichte, die mehrfach bewegte.
Der Tag kam, als es zum letzten Mal an meiner alten Wohnungstüre klingelte. Ich hatte alles gepackt und die Wohnung war leer. Es war soweit, die Türe hinter mir für immer zu schließen. Wir brachten meine Koffer vor das Haus und ich ging zurück, um den Schlüssel für meinen Vermieter in den Postkasten zu werfen. Ich hielt den Schlüssel noch einmal ganz fest, schloss kurz die Augen und dann ließ ich los. Zum ersten Mal in meinem Leben besaß ich keinen Schlüssel mehr.
Als Auswanderin, nicht als Touristin, in Ägypten ankommen
17 Mal war der Moment nach drei Stunden Flugzeit ein ganz besonderer. Der Blick von 10.000 Metern Höhe auf die nordafrikanische Küste zauberte mir immer ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht. Diesmal war es Nacht. Ich spürte es sehr genau und erkannte die Lichter der Küste. Und jetzt war es soweit: Ich ließ meine Tränen über meine Wangen kullern. Es waren Tränen der Freude, dass ich mir wirklich noch mit 45 meinen großen Traum erfüllte.
Meine erste Nacht war kurz. Es war für mich selbstverständlich, als „The lady of sunrise“ (wie mich Freunde später liebevoll nannten), meinen ersten Morgen als Auswanderin mit dem Aufgang der Sonne zu zelebrieren. In einem schönen Kleid saß ich zwei Stunden am Strand und dankte im Stillen mir selbst für meine Entscheidung und all den Menschen, die mich auf meinem Weg begleiteten und mich unterstützt haben.
Good morning wonderful Red Sea
Good morning beautiful Egypt
Good morning amazing Africa.
Good morning great whole world.
I am from Austria
and now I am ready for living my big dream –
as a proud and powerful woman.
Story by Sabine Stollberger
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