Daniela Meyer und Astrid Zehbe arbeiten seit vielen Jahren als…
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ToggleBörsengehandelte Indexfonds – kurz ETFs – gehören zu den beliebtesten Finanzprodukten. Sie sind vor allem bei Einsteigerinnen gefragt – aus gutem Grund. Sie sind günstig, transparent und streuen das investierte Kapital breit über den Markt, da sie einen Wertpapierindex – in der Regel einen Aktienindex wie den DAX oder den MSCI World – nachbilden. Kein Wunder, dass sich das Volumen, das weltweit in den vergangenen zehn Jahren in ETFs geflossen ist, mehr als vervierfacht hat und 2018 bei umgerechnet rund 4,1 Billionen Euro lag. Mittlerweile gibt es tausende Produkte zu Auswahl. Investments in solche ETFs sind mit dem nötigen Know-How gar nicht so schwierig. Fünf Dinge, auf die es bei der Produktauswahl zu achten gilt:
Den passenden Index abbilden
Die meisten Produkte bilden Aktienindizes ab, doch es gibt auch ETFs, die der Entwicklung von Anleihen oder auch Rohstoffen folgen. Das gute: Mit ETFs investiert man breitgestreut in einen bestimmten Markt. Ein DAX-ETF zum Beispiel enthält die gleichen Aktien, die im deutschen Leitindex DAX zu finden sind, in derselben Gewichtung. Man nimmt mit DAX-ETFs also direkt an der Entwicklung dieses Marktbarometers teil.
Wer mit dem Vermögensaufbau starten will, sollte mit ETFs auf einen Aktienindex starten, da Aktien auf lange Sicht die höchste Rendite versprechen. Wichtig ist zudem, auf eine breite Streuung zu achten, weil Schwankungen an den Märkten dadurch besser ausgeglichen werden. Das gelingt vor allem mit global anlegenden ETFs wie dem MSCI World. Dieser umfasst rund 1.600 Unternehmen aus 23 Industrieländern und bildet ein solides Fundament für jedes Portfolio. In den vergangenen 40 Jahren lag die durchschnittliche Rendite bei rund acht Prozent pro Jahr.
Ertragsverwendung: Ausschüttend oder thesaurierend?
Viele Unternehmen schütten einen Teil ihrer Gewinne aus – sie landen bei der Anlegerin in Form einer Dividende im Depot. Wer ETFs gekauft hat, profitiert ebenfalls von den Dividenden. Es gibt ausschüttende ETFs, bei denen – wie der Name schon sagt – regelmäßige Erträge, also Zinsen oder Dividenden, ausbezahlt und aufs Konto überwiesen werden – manche jährlich, manche quartalsweise, manche sogar monatlich.
Bei sogenannten thesaurierenden ETFs werden die Erträge nicht ausgeschüttet, sondern automatisch in neue ETF-Anteile investiert. Welche Ausschüttungsart eher infrage kommt, hängt davon ab, welches Ziel man verfolgt: Möchte man später von den Erträgen des Vermögens leben, ohne Anteile davon zu verkaufen, ist ein ausschüttender ETF das Mittel der Wahl. Will man sein Vermögen ab einem bestimmten Zeitpunkt nach und nach entnehmen, um davon leben zu können, ist eher ein thesaurierender ETF ratsam, da man hier stärker vom Zinseszinseffekt profitiert.
Einige Banken bieten übrigens bei ausschüttenden ETFs die Möglichkeit, die Erträge automatisch wieder anzulegen. Auf diese Weise wird der Zinseszinseffekt ebenfalls genutzt, gleichzeitig hat man jedoch bei Bedarf die Möglichkeit, das automatische Reinvestieren zu stoppen und auf die Erträge zuzugreifen.
Replikationsmethode: Physisch oder synthetisch?
Wichtig bei der ETF-Auswahl ist zudem die sogenannte Replikationsmethode. Sie zeigt an, wie der Index nachgebildet wird: Physisch replizierende ETFs kaufen die Aktien des zugrunde liegenden Index tatsächlich. Das ist aufwendig und darum auch mit etwas höheren Kosten verbunden. Der Vorteil ist jedoch: Dem Anleger gehören die im Index enthaltenen Wertpapieranteile tatsächlich – auch im Pleitefall des Depotanbieters oder der Bank. Viele Menschen fühlen sich damit wohler als mit den sogenannten synthetisch replizierenden ETFs. Bei ihnen werden die Werte nicht physisch gehalten, sondern mit speziellen Finanzinstrumenten lediglich nachgebildet. Synthetisch replizierende ETFs sind darum etwas kostengünstiger als physisch replizierende ETFs. Ein weiterer Vorteil ist, dass sich damit auch kleinere Märkte nachbilden lassen, in denen tatsächliche Wertpapierkäufe unverhältnismäßig teuer wären.
Volumen: Umso größer desto besser
Ein wichtiger Punkt bei der ETF-Auswahl ist das Volumen des passiven Fonds. Grundsätzlich ist es ratsam, auf ETFs zu setzen, die ein möglichst hohes Volumen haben, sprich: die viel Anlegergeld eingesammelt haben. Empfehlenswert ist ein ETF-Volumen von mindestens 100 Millionen Euro. Denn dann ist das Risiko, dass der ETF aufgrund mangelnder Nachfrage wieder vom Markt genommen wird, niedriger. Zwar erhielte man in diesem Fall sein Geld zurück, ärgerlich wäre es aber trotzdem: Will man das Geld wieder neu anlegen, fallen Transaktionskosten an. Wird der ETF ausgerechnet in einer schwachen Börsenphase geschlossen, drohen zudem Kursverluste. Weitere Vorteile hoher ETF-Volumina sind die tendenziell etwas geringeren Gebühren, da Größenvorteile zum Tragen kommen. Zudem sind viel mehr Anteile am Markt, sodass die An- und Verkaufsspannen dadurch geringer sind.
Gebühren: Sparen, wo es geht
Rendite sollte nicht von Verwaltungsgebühren aufgefressen werden, darum ist es wichtig, ETFs, die ansonsten vielleicht sehr ähnlich sind, in Bezug auf die Gebühren zu überprüfen. Gerade wer sehr langfristig in ETFs investieren will, sollte auf die kleinen Preisunterschiede achten. Denn ob man jährlich 0,2 oder 0,3 Prozent an Kosten zu tragen hat, summiert sich im Laufe der Zeit. Ein ETF auf gängige Indizes wie den DAX oder den US-Leitindex S & P 500 kostet nur selten mehr als 0,2 Prozent pro Jahr. Weniger gebräuchliche Kursbarometer lassen sich für jährlich 0,3 bis 0,6 Prozent verfolgen. Nur bei sehr exotischen oder komplexen Indizes reichen die Kosten an ein Prozent heran.
Gebühren fallen aber nicht nur in Form von Verwaltungskosten an, sondern auch beispielsweise beim Depotanbieter. Wer über Sparpläne in ETFs investieren will, sollte prüfen, ob der ausgewählte ETF über den Depotanbieter sparplanfähig ist. Bei ETFs auf große Indizes ist dies in der Regel gegeben. ETFs auf kleinere Indizes lassen sich hingegen nicht immer über einen Sparplan besparen. Möchte man den ETF dennoch im Depot haben, muss man im Zweifel ein Einmalinvestment mit möglicher späterer Aufstockung tätigen. Unter Umständen können hierbei allerdings höhere Kosten anfallen als bei Sparplänen.
Und nun: Loslegen!
Informieren ist wichtig, doch auch das umfangreichste Finanzwissen hilft nicht bei der Altersvorsorge, wenn man es nicht anwendet. Also, legt eure Ziele fest, eröffnet ein Depot, sucht euch vielleicht noch eine Verbündete zum Austauschen und dann: Legt los!
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Daniela Meyer und Astrid Zehbe arbeiten seit vielen Jahren als Wirtschaftsjournalistinnen mit großer Expertise in den Bereichen Börse, Finanzen und Unternehmen. Für Wirtschaftszeitschriften, aber auch Boulevardmedien haben sie die oft komplexe Finanzwelt verständlich und kompakt erklärt. 2019 initiierten sie das Magazin Courage - Deutschlands erstes Finanz- und Karrieremagazin für Frauen. Es ist ihr Herzensprojekt. Viele der Sorgen und Nöte, die Frauen umtreiben, kennen die Macherinnen aus eigener Erfahrung – als Angestellte, als Mütter, als Partnerinnen. Ein vielseitiges und inspirierendes Angebot mit Ansprache auf Augenhöhe ist ihnen darum besonders wichtig — damit jede Frau die Entscheidung treffen kann, die zu ihr passt.