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Bühnenangst: Mich auf Video & Bühne zu zeigen war der blanke Horror!

Bühnenangst: Mich auf Video & Bühne zu zeigen war der blanke Horror!

Meike Hohenwarter
Videoangst - The Bold Woman

Bühnenangst: Wie das Karnickel vor der Schlange

Ängste sind für jemanden, der sie nicht hat, prinzipiell völlig irrational. Manche fürchten sich vor Spinnen, andere steigen wiederum nicht in ein Flugzeug. Spinnen und Flugzeuge machen mir keine Angst. Doch ich hatte sehr lange einen immensen Horror davor, mich auf Bühnen und auf Video zu zeigen. Bühnen- und Videoangst mag für viele etwas sein, dem man relativ leicht aus dem Weg gehen kann, doch ich war im Online Business tätig, als Online Kursdozentin!

Heute siehst du mich fast täglich auf Video, ob in Online Kursen, Workshops oder Liveauftritten. Und genau deswegen glauben mir viele gar nicht mehr, dass ich lange Zeit eine extreme Videoangst hatte. Als Gegenbeweis gibt es dieses eine Video aus dem Jahr 2009, das eine, das ich vergessen hatte, zu löschen. Es ist heute ein Bonusvideo in einem meiner Kurse und sorgt immer wieder für Lacher und Kommentare: In diesem Video spreche ich über die Vorteile meines Lerncoachinginstitutes, das ich damals noch führte. Ich war puterrot im Gesicht. Geatmet habe ich, glaube ich, kein einziges Mal. Mit geweiteten Augen sprach ich so schnell, wie ich es gerade noch hinbekomme. Das Video wirkt wie ein verzweifelter Hilferuf und sicher nicht wie eine Werbebotschaft! Auch alles andere ist einfach nur unpassend: meine Kleidung, der Videohintergrund, die Beleuchtung und der Ton – alles weit vom Optimum entfernt:

Meikes erste Videogehversuche

Dass mein Gesicht mein bestes Logo ist und dass es für mein Marketing sehr wichtig ist, mich auf Video zu zeigen, habe ich sehr früh verstanden. Genau aus dem Grund blieb ich auch dran und startete immer wieder neue Testaufnahmen mit der Kamera, ließ mir Tipps geben und bildete mich weiter. Doch der Horror war einfach zu groß und der war mir auf all den Aufnahmen wahrlich ins Gesicht geschrieben. Sobald die Kamera eingeschaltet wurde, mutierte ich zu einer anderen Person, künstlich, ängstlich und schrill.

In der Zwischenzeit produzierte ich aber munter weiter meine Online Kurse und hielt Webinare ab. Zu sehen war immer nur mein Bildschirm. Dort zeigte ich zu Beginn ein Foto von mir, damit meine Zuseher*innen eine vage Vorstellung davon hatten, wer hier sprach. Und in gewisser Weise funktionierte es auch recht passabel, denn ich hatte schon nach kurzer Zeit weit über 20.000 Teilnehmer*innen und jede Menge begeistertes Feedback. Doch ich wusste, dass ich das vervielfachen könnte, wenn ich es schaffen würde, mich zu zeigen.

Meine damalige Lage spiegelt sich auch gut in einer Episode wider, die sich auf einer Networkingweihnachtsfeier abspielte: Ich wurde von der Gastgeberin mit folgendem Wortlaut vorgestellt: „Meike Hohenwarter, die Frau, die jeder kennt und keiner je gesehen hat!“ Wie wahr!

Damals war ich auch recht rege auf Udemy, der größten Online Lernplattform, unterwegs. Dort bin ich nach wie vor mit mittlerweile 60.000 Teilnehmer*innen und dem sagenhaften Bewertungsschnitt von 4,5 von 5 Sternen die beste weibliche deutschsprachige Dozentin. Wenn man auf Udemy einen neuen Online Kurs einreicht, gibt es ein Ampelsystem, das bewertet, ob man alle Auflagen erfüllt. Dort bekam ich stets nur ein oranges Licht anstatt eines grünen. Denn eines der Kriterien war, sich in mindestens einem Video persönlich zu zeigen. Diese ständig nur orangene Ampel hat mich ebenfalls angestachelt, meine Videoangst endlich zu überwinden!

Menschen, die – so wie ich – keine geborenen „Rampensäue“ sind und von Natur aus keine Freude und Befriedigung darin finden, überall Selfies zu schießen und das eigene Gesicht und Leben ständig auf Social Media zu teilen, fragen mich oft nach meinem Erfolgsrezept und wie ich es dann doch geschafft habe, mich online zu zeigen. Sie wünschen sich – so wie ich damals – eine einfache Lösung, eine „secret sauce“, welche sie mit einem Fin­ger­schnip­sen von der Videophobie befreit.

Meine Lösung kam leider nicht über Nacht und ist daher auch gar nicht so sensationell: Ich bin einfach drangeblieben! Obwohl ich mich schrecklich unwohl gefühlt habe, hatte ich ein klares Ziel, das ich verfolgte: Ich wollte mein Business noch besser machen und meinen Kunden noch maßgeschneiderter helfen. Ich wusste, dazu musste ich mich trauen, mich auch auf Video zu zeigen.

Mein Videoweihnachtswunder

An einem Weihnachtstag vor ein paar Jahren wartete ich mit meinen Kindern darauf, dass es Zeit wurde, zu meinen Eltern zu fahren, bei denen wir traditionell feiern. Da schlug mein Sohn Niklas spontan vor: „Mama, du bist gerade hübsch und wir haben noch Zeit, lass uns doch schnell noch ein Video drehen!“ Dieses Video war nur ein paar Sätze lang. Ich begrüßte darin meine Teilnehmer*innen im „Kurs“. Um welchen genau es sich dabei handelte, sagte ich nicht, denn ich wollte diese Aufnahme für alle meine Kurse verwenden, um bei Udemy endlich einmal grünes Licht zu bekommen. Dieses Video war das erste, das ich aushalten konnte und welches ich nicht sofort löschte. Von “vollkommen zufrieden” war aber noch lange nicht die Rede. Du kannst es heute noch in meinen älteren Udemy-Kursen als Begrüßung sehen.

Von dieser ersten erfolgreichen Aufnahme an hat es eine stetige Entwicklung gegeben: Nach und nach bestanden immer mehr Videos meine kritischen Prüfung. Ich zeigte mich zunehmend öfter auf Video und schließlich sogar live. Auch jetzt kann ich noch von Jahr zu Jahr eine starke Verbesserung in meinem Ausdruck vor der Kamera feststellen: Videos, die ein bis zwei Jahre alt sind, will ich oft nicht mehr zeigen, weil ich weiß, dass ich es heute viel besser kann. Doch den Anfang hat alles mit diesem ersten Weihnachtsvideo genommen, das ich annehmen konnte und veröffentlicht habe.

In meiner Community halte ich daher meine Leute dazu an, diese Entwicklung möglichst schnell voranzutreiben, indem ich ihnen viele Anlässe gebe, sich in unserer geschützten Gruppe auszuprobieren und erste Videos zu drehen und ihre Videoangst zu überwinden. Es ist jedes Mal wieder erstaunlich, diese Entwicklung zu beobachten!

Das wäre doch jetzt ein schönes Happy End, oder? War es aber noch lange nicht!

Ich auf der Bühne? Nie!

Meine Videoangst zu überwinden hat genau das für mich gebracht, was ich mir erhofft hatte: Ich wurde viel stärker wahrgenommen, meine Sichtbarkeit und meine Community wurden immer größer. Und das führte dann zu meiner ersten Einladung auf die Bühne: Feminess fragte an, ob ich auf ihrer Veranstaltung vor 500 Leute sprechen wolle. Und da war sie wieder, die altbekannte Lähmung! So sehr ich mich in den letzten Jahren getraut hatte, mich auf Video zu zeigen, die Bühne war eine komplett andere Schuhgröße für mich! In meinem Kopf konnte ich kein schönes Bild finden, wie ich das bravourös meistern würde.

Doch nein sagen konnte ich nicht! Denn mein Lebensmotto lautet: „Live Your Full Potential!“ und das bedeutet für mich, dass man sich allen Ängsten stellt, um daraus größer hervorzugehen. Dieses Credo predige ich in all meinen Kursen und begleite Menschen dabei, die beste Version ihrer selbst zu werden. Sogar ein Buch mit dem Titel „Es ist dein Leben, vergeude es nicht!“ habe ich zu diesem Thema geschrieben. Es war also unmöglich für mich, nein zu sagen. Also habe ich zugesagt. Mit großen Bauchschmerzen habe ich mich auf diese gewaltige Herausforderung eingelassen. Ich wusste nur, dass ich sechs Monate Zeit hatte, mich vorzubereiten. Wie genau ich das anstellen würde, war mir bei meiner Zusage völlig unklar.

Im kommenden halben Jahr habe ich den Wert eines schönen Kleinwagens in Bühnencoaching gesteckt. Ganz besonders möchte ich die Hilfe von Gaston Florin herausstreichen, der mich immens dabei unterstützt hat, meine eigene Bühnenstimme zu finden.

Doch am allermeisten hat es mir geholfen, mir selbst beim Denken zuzuhören und mir so nach und nach auf die Schliche zu kommen, was genau mich dermaßen erstarren lässt, wenn ich an einen Bühnenauftritt denke. Da war selbstverständlich die Angst zu floppen, also dass Menschen meine Inhalte langweilig finden und beginnen, sich mit ihrem Sitznachbarn zu unterhalten oder überhaupt gleich aufstehen und den Raum verlassen. Weiters nahm ich eine große Verantwortung wahr, meinem Publikum tatsächlich hilfreich zu sein, sie zu inspirieren und ihnen etwas von Wert mitzugeben.

Doch als Hauptgrund für meine Angst entlarvte ich folgenden Gedanken: Ich glaubte, auf der Bühne müsse ich jemand Besonderes sein, eine Art Kunstfigur. Ich hatte meinen Kopf voll von unreflektierten Ideen, wie man sein müsse, wenn man eine Bühne betritt. Erst als ich zu dem Schluss kam, einfach ich selbst zu sein – auf die Gefahr hin, dass das nicht schillernd und großartig genug ist – begann ich mich nach und nach wohler bei dem Gedanken zu fühlen, auf einer Bühne zu sprechen.

Und exakt ab dem Zeitpunkt, wo ich mir erlaubte, genau die Meike auf der Bühne zu sein, die ich auch in meinen Workshops, Coachings und Videokursen bin, wandelte sich auch das innere Bild von meinem Publikum: Jetzt waren sie nicht mehr ein Meer von Menschen, die ich nicht kannte und daher fürchtete, sondern „meine Leute“, denen ich liebend gerne helfen wollte, so wie ich das sonst auch tat. Ich stellte fest, ich hatte in meinem Kopf eine unsichtbare Mauer zwischen mir und meinem Publikum gebaut. Diese war nun in sich zusammengefallen und ich konnte „die anderen“ einfach umarmen.

Nach und nach konnte ich die negativen inneren Bilder in meinem Kopf gegen erhebende Vorstellungen austauschen. Ich weiß nicht, ob ich mich auf die Bühne getraut hätte, wenn ich das nicht getan hätte! Und ja, ich hatte trotzdem ordentliches Muffensausen! Aber ich habe es getan! Und es war viel leichter, als ich es befürchtet hatte. Weitere Auftritte folgten – nun durch Corona natürlich stark gebremst. Ich habe nach wie vor Respekt vor der Bühne, doch die große Angst habe ich eindeutig besiegt!

Darf ich ich selbst sein?

Wenn wir neue Arenen des Lebens betreten, haben wir noch keine klare Vorstellung davon, welche Rolle wir spielen wollen. Daher übernehmen wir oft unbewusst die Bilder in unserem Kopf von Menschen, die schon dort sind. Das kann manchmal durchaus hilfreich sein, kann uns aber auch extrem demoralisieren, wie ich bei mir in Bezug auf meinen Bühnenauftritt feststellen durfte.

Im Online Business geht es sehr viel darum, sich zu zeigen. Viele von uns spielen auf ihren Social Media Profilen, in ihren Lives und auf diversen Bühnen Rollen, von denen sie bewusst oder unbewusst annehmen, dass diese von ihnen erwartet werden. Was dabei herauskommt, sind viele „geklonte“ Experten, die alle das Gleiche sagen, ähnliche Blogs schreiben und aussehen wie Zwillinge.

Die Expert*innen, die wirklich herausstechen, sind jene, die ihre ganz persönliche Stimme gefunden haben und in ihrer eigenen Sprache reden, ihre ganz individuellen Theorien zu ihrem Thema entwickelt haben und auch sonst schlicht einzigartig sind. Um das zu erreichen, kann man entweder ein gefinkeltes Branding Konzept entwickeln oder aber einfach man selbst sein! Sich zu verbiegen und somit eine Kunstfigur zu erschaffen, mag eine Zeit lang gut für das Marketing funktionieren. Doch willst du dich tatsächlich dein Leben lang verstellen?

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Niemand mag perfekte Menschen. Was wir am meisten an anderen lieben, sind oft deren Eigenartigkeiten und unperfekten Details: ein zu lautes Lachen, schiefe Zähne, ein paar Kilos zu viel auf den Rippen, eine schräge Vorliebe für ein bestimmtes Essen oder ein leichtes Schielen machen uns Menschen oft erst so richtig menschlich! Doch wenn es dann darum geht, uns selbst auf den Bühnen dieser Welt zu zeigen, wollen wir plötzlich perfekt sein.

Meine Konfrontation mit meiner Bühnen- und Videoangst hat mich erkennen lassen, dass ich niemals perfekt sein werde und es auch nicht sein muss. Stattdessen habe ich nun Freude daran, immer mehr herauszufinden, was meine Ecken und Kanten sind und diese sogar noch zu betonen. So haben all meine Online Kurse, Blogartikel und Vorträge eine gehörige Prise Originalität bekommen, die meine Kunden ganz besonders lieben und nicht missen wollen.

Es gibt noch immer genügend neue Bühnen in meinem (Online Business) Leben, die ich nicht angstfrei betrete. Doch seit ich mir nicht mehr unzählige Gedanken darüber mache, was andere Leute in dieser Situation tun, ist alles leichter für mich geworden. Heute fokussiere ich meine Energie darauf, ganz ich selbst zu sein und den Menschen, die gekommen sind, um mich zu sehen, zu helfen. Unser bewusstes Denken hat keine große Kapazität und kann sich daher nur entweder auf uns selbst oder auf die anderen konzentrieren. Ich habe mich für meine Kunden entschieden.

Und das ist meine „secret sauce“ gegen Bühnenangst!

Hast du auch eine Story, die es wert ist erzählt zu werden? 

Hast du etwas richtig tolles erlebt, etwas was außerhalb deiner Komfortzone lag und das nicht 0815 Status Quo war? Willst du damit mal so richtig auf den Tisch hauen und allen Menschen zeigen, was eine Powerfrau in dir steckt?

Und vor allem andere Frauen damit inspirieren?

Oder aber du hast eine schwere Zeit durchlebt, hast alles überstanden und stehst jetzt mit erhobenem Kopf da. Willst du anderen Frauen zeigen, dass alles möglich ist, egal wie ausweglos eine Situation erscheinen mag?

Wir glauben: 

Every Woman has a Story. 

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