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Unverschämt gesund statt chronisch krank – eine Diagnose ist noch keine Prognose!

Unverschämt gesund statt chronisch krank – eine Diagnose ist noch keine Prognose!

Lavea Bettina Alewell
Chronisch krank und heilbar

Der größte Lehrmeister meines Lebens war eine gesundheitliche Krise, die 17 Jahre meines Lebens kräftig durchgeschüttelt hat. Eine sogenannte unheilbare und chronische Autoimmunerkrankung namens „Rheumatoide Arthritis“ erwischte mich. Extrem schmerzende und zunehmend versteifte Gelenke machten mir das Leben zur Hölle und drückten auf mein Gemüt.

Ich war damals 34 Jahre jung, alleinerziehende Mutter eines 5-jährigen Sohnes und war geschockt, dass ausgerechnet mir so etwas passieren konnte. Hatte ich doch Zeit meines Lebens viel Sport getrieben, mich relativ gesund ernährt und war viel in der Natur gewesen.

Der Chefarzt der anthroposophischen Abteilung eines Hamburger Krankenhauses überbrachte mir die Diagnose. Er ließ sich viel Zeit und erklärte mir allerhand, was bei mir gar nicht ankam, da die Tränen in Strömen liefen. Aufhorchen tat ich erst als er sagte:

„Sie haben eine riesengroße Chance, die nicht viele Menschen in ihrem Leben kriegen. Ihre Erkrankung zwingt sie, ganz tief in Ihr Inneres zu gehen. Von dort aus können Sie vieles in Ihrem Leben ändern und das werden Sie auch müssen, wenn Sie Ihren gesundheitlichen Zustand verbessern möchten.“

Von Heilung sprach er dabei noch gar nicht. Ein paar Sekunden hatte ich Schnappatmung, dann wäre mir fast die Hand ausgerutscht und ich hätte ihm eine geknallt. Das war ja wohl eine bodenlose Frechheit, mir so einen esoterischen Scheiß anzubieten. Ich war fassungslos und brach wieder in Tränen aus, während still in mir die Wut brodelte. Aber ein winziger Teil in mir wusste, dass er recht haben könnte.

Die Schuldfrage steht auf dem Prüfstand

Obwohl ich mit der Kirche und dem christlichen Glauben schon länger nichts mehr am Hut hatte, besuchte mich in diesem Krankenhaus ein Priester der Christengemeinschaft und fragte, ob ich Gesprächsbedarf hätte, denn er hätte gehört, dass ich neu auf Station sei. Gerne nahm ich sein Angebot an. Meine zentrale Frage an den Priester war immer wieder, warum passiert das ausgerechnet mir? Warum, warum, warum – was habe ich getan, dass ich jetzt so leiden muss? Wofür werde ich bestraft?

Da war er wieder, der strafende Gott meiner Kindheit. Gott sieht alles und vergisst nichts. Hatte er jetzt zugeschlagen? Ich wusste auf der erwachsenen Ebene, dass das völliger Quatsch sei. Und dennoch, tief aus dem Unterbewusstsein kamen diese abstrusen Ideen und beunruhigten mich sehr.

Der Priester hörte mit einer Seelenruhe zu, allein das war schon tröstlich und brachte mich durch behutsame Fragen in neue Gedankenspuren. Er fragt, ob mich die „Warum Ich”-Frage weiterbringt, ob ich überhaupt eine Verknüpfung von Schuld und Krankheit herstellen könne?

Ob nicht die Frage „Wohin führt mich meine Erkrankung?“ viel mehr Potential enthalte. Ich ahnte damals schon, dass mich meine Erkrankung in mein wahres Leben bringen würde, von dem ich noch nicht genau wusste, wie es sein würde. Ich fing an, mich als gesund zu visualisieren und träumte in regelmäßigen Abständen nachts, dass ich problemlos wieder in die Hocke gehen konnte, was mir lange, aufgrund der versteiften Kniegelenke nicht möglich war. Beständig praktizierte ich das und spürte langsam wieder Zuversicht. Mein Körper zog nach und die Symptome wurden langsam weniger.

Wie Bewusstsein und neue Sprachmuster mich in eine andere Richtung bringen

Ich gewöhnte mir an, sorgsamer auf meine Sprache zu hören. Wenn neue Patienten auf die Station kamen und fragten, warum ich dort sei, dann antwortete ich: „Ich bin übergangsweise von einer rheumatoiden Arthritis betroffen.“ – nicht „Ich habe Rheuma.“ Die meisten guckten mich verdattert an, sprachen mich aber immer wieder darauf an. Wieso ich das so komisch formulieren würde, ob ich vielleicht meine Erkrankung verdrängen würde?

Ich sah es anders, ich wollte mein Unterbewusstsein darüber informieren, dass dieser Zustand vorübergehend sei, auch wenn ich bisher noch keine Lösung gefunden hatte. Das ich aber auf Lösungssuche sei, auch wenn ich nicht so genau wüsste, wie das funktionieren könne. Das Gefühl von Aufbruch und Erforschen brachte mich gleich in eine bessere Stimmung und es humpelte sich etwas leichter über den Stationsflur.

Vom Zufall zur Lösung

Dir möchte ich sagen, dass genau diese Lösungsorientierung mein Weg in die Gesundung geworden ist. Auch wenn Du noch nicht weißt, wie Du aus Deiner momentanen Krise rauskommen kannst, alleine Deinen Fokus auf Lösung zu legen, wird Dich plötzlich all diese unerklärlichen „Zufälle“ entdecken lassen.

Da fällt Dir eine Überschrift in einer Zeitschrift auf und es ist für Dich wie so eine Art Codewort. Du lernst jemanden kennen, der jemanden kennt, der oder die Antworten für Dich hat. Dir wird auf der Arbeit gekündigt und es fallen Wackersteine von Deinen Schultern. Du erinnerst Dich wieder, dass Du schon immer ein kleines Literatur-Café eröffnen wolltest. Fingerzeige weisen raus aus der Krise, rein in eine sinnvolle Lösung.

Viele Suchende geben viel zu früh auf, weil sie sich keine Hilfe holen. Das habe ich immer getan, auch wenn ich den letzten Cent aus der Tasche geholt habe, um ihn in mögliche Hilfen zu investieren. Du versackst ansonsten in deinen alten Glaubenssätzen und Erfahrungen, bist für dich selbst blind und kommst nicht wirklich weiter.

Im Dialog mit dem Körper – meinem Leben eine neue Richtung geben

Ich möchte Dir erzählen, was mir geholfen hat, seit zehn Jahren wieder gesund zu sein und welche Learnings hoffentlich auch für dich wertvoll sind.

Ich fing damit an, die Feedbackkompetenz meines Körpers wieder zu würdigen und nicht enttäuscht zu sein, dass ich gerade einen fetten, schmerzhaften Rheumaschub hatte. Sondern erst mal “Danke lieber Körper!” zu sagen, “Danke, dass du mich auf etwas in meinem Inneren aufmerksam machst, was in die Heilung gehen möchte. Wo ich hinschauen werde und Änderungen herbeiführen darf.”

Ich verstand zunehmend, dass unter Anderem gestaute Wut und das Gefühl von Machtlosigkeit meine Symptome hervorriefen. Wenn ich mir die auslösende Situation dann anschaute und bestenfalls ansprechen oder ändern konnte, verschwanden die Schmerzen ziemlich schnell. Es gilt also auf der seelischen Ebene die unverdauten oder schwer verdaulichen Probleme zu erkennen und zu lösen.

In den 17 Jahren meiner Erkrankung habe ich unzählige Naturheilverfahren, Psychotherapien, Heilungswege und Persönlichkeitsentwicklung ausprobiert. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es immer individuelle Heilungswege sind. Bei jeder Frau liegen die Stellschrauben woanders. Aufgrund der Kürze dieses Artikels teile ich meine wichtigsten Learnings mit dir.

Learning Nr. 1 – Glaub nicht alles, was Experten dir sagen – bitte forsche selber und mache dir dann ein Bild!

So häufig möchte ich schreien vor Entsetzen, was Frauen (und Männer!) angeblichen Autoritäten alles glauben und nicht bereit sind, nur einmal über den Tellerrand zu schauen.

Hätte ich geglaubt, dass die damalige rheumatische Erkrankung chronisch und unheilbar ist, hätte ich nie die vielen unterschiedlichen Heilungswege ausprobiert und wäre heute mit Sicherheit noch krank. Ich würde Rheumamedikamente mit schwerwiegenden Nebenwirkungen nehmen oder schon im Rollstuhl sitzen.

Bei mir war der totale Tiefpunkt, als ich im Krankenhaus meine Haare waschen wollte und die Arme nicht zum Kopf hoch bekam. Ein beherzte Krankenschwester holte den Rollstuhl und da ich wenigstens den Kopf ein wenig beugen konnte, schob sie mich zu Waschbecken und wusch mir dort die Haare. Unter Tränen habe ich mir geschworen, dass ich alles tun werde, um wieder gesund zu werden. Ein Leben im Rollstuhl wollte ich auf keinen Fall, weder für mich, noch für meinen kleinen Sohn. Ich wollte mit ihm toben und spielen ohne Einschränkungen. Und heute tue ich das mit meiner 6-jährigen Enkelin und bin überglücklich, wenn sie auf mich zurennt und mir mit aller Energie auf den Arm springt.

In diesem Jahr (2020) bin ich seit zehn Jahren wieder gesund. Wenn Ärzte oder Apotheker diese Tatsache hören, sagen sie häufig “Sie sind wohl gut eingestellt.”, womit sie medikamentös gut eingestellt meinen. Wenn ich antworte, “Nein, ich bin seit zehn Jahren frei von Medikamenten.” kommt nur “Sowas habe ich ja noch nie gehört.” und dann ist Ende der Fahnenstange. Keine Fragen an mich, wie ich das geschafft habe. Könnte es sein, dass sie es gar nicht wissen wollen aus Angst, ihnen laufen die Patienten weg?

Learning Nr. 2 – Sexueller Missbrauch ist häufig die Ursache von chronischen Erkrankungen

Trauma ist ein heikles Thema, ich weiß es aus eigener Erfahrung. Lange bleibt es tief im Unterbewusstsein und kommt häufig durch äußere Auslöser blitzschnell wieder als Erinnerung hoch.

Als ich mit 34 Jahren im Gespräch mit einer Freundin innerhalb von Sekunden Bilder von sexuellem Missbrauch aus früher Kindheit sah, wurde ich überflutet, erstarrte vor Todesangst und war der Situation hilflos ausgeliefert. Genau in dem Sommer brach meine rheumatoide Arthritis aus. Der Schock dieser Bilder und Gefühle ist mir in die Glieder geschossen und machte diese steif und entzündet.

Trauma im Zusammenhang mit chronischen Erkrankungen, insbesondere Autoimmunerkrankungen, ist bei Psychotherapeuten und in der Klinischen Psychoneuroimmunologie bekannt. In der Schulmedizin wird das leider so gut wie nie abgefragt.

Solltest du auch von sexuellem Missbrauch betroffen sein, suche Dir eine erfahrenen Begleiterin, die eine fundierte Trauma-Ausbildung hat. Das ist wichtig, weil du einen sicheren Raum brauchst, um dich an das Thema zu wagen. Das kann zunächst sehr schmerzhaft für Dich werden, aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass Verletzungen heilen können.

Solltest du Hilfe brauchen, bitte melde dich bei einer Beratungsstelle!

Unter diesem Link findest du eine Übersicht von weiterführenden Links, kostenlosen und anonymisierten Telefonnummern und eine Uebersicht von lokalen Stellen sortiert nach PLZ

Sexueller Missbrauch: Therapie- und Beratungsangebote

Aus Deinen schlimmsten Erlebnissen kann Dir in gelöster Form viel Kraft zuwachsen. Neu gewachsene Selbstliebe und Selbstakzeptanz sind Booster für deine Gesundheit und Traumata sind veränderbar beziehungsweise bestenfalls heilbar.

Traumata haben nicht nur Auswirkungen auf unsere Gesundheit, nein, sie dämpfen deine gesamte Lebensenergie. Viele Frauen bleiben aus dem Grund weit unter ihren Möglichkeiten und leben nicht das Leben, wozu sie in der Lage wären, gäbe es da nicht dieses Trauma.

Es lohnt sich, einmal verschiedene Bereiche deines Lebens anzuschauen und herauszufinden, wo du dich überall mit Mittelmaß begnügst, während andere Frauen lachend auf der Überholspur an dir vorbeirauschen.

Fazit

Wenn du in einer echten Lebenskrise bist oder in einer dicken Klemme steckst, dann lass dir nicht einreden, das sei jetzt eben so und würde vielen Frauen auch so gehen.

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Frage dich immer, was brauche ich, was muss ich wissen, was muss ich glauben, damit es für mich in die richtige Richtung geht? Wo finde ich Lösungen, wer macht mir Mut und gibt Hoffnung?

Gewöhne dir an, gute Fragen zu stellen, an dich selbst und an andere Menschen. Frage diejenigen, die jetzt schon dort sind, wo du hin willst. Das sind die Experten, die aus eigener Kraft und Erfahrung weiterhelfen können.

Übrigens, eine Diagnose ist noch keine Prognose!

Und spüre immer wieder in dein Herz, es wird dir den Weg weisen und dich auch aus tiefen Krisen zu den passenden Menschen führen, die dich ein Stück des Weges begleiten können.

Mein Herz schlägt für das Leben. Für das Echte, Pure, Wahrhaftige. Für die Lebendigkeit. Es berührt mich zutiefst, wenn Räume entstehen, in denen das ureigene Potential, die natürliche Schönheit, die ganz eigene Kraft von Frauen wieder sichtbar werden kann! Und jede Frau, die sich geheilt hat, ist ein Leuchtturm für andere Frauen.

Die Zeit ist reif für erwachte, starke und in sich ruhende Frauen, die endlich ihren Platz einnehmen, anstatt sich vorschreiben zu lassen, was sie zu tun haben. Und die dabei helfen, diese Welt zu einem schöneren Ort zu machen.

Wild, frei und voller Lebenslust!

Be a bold Woman – hier auf dieser Plattform findest du von vielen tollen Frauen Anregung, Inspiration und Unterstützung auf deinem Weg. Aufstehen statt Aufgeben macht so viel mehr Freude. Bist du dabei?

Hast du auch eine Story, die es wert ist erzählt zu werden? 

Hast du etwas richtig tolles erlebt, etwas was außerhalb deiner Komfortzone lag und das nicht 0815 Status Quo war? Willst du damit mal so richtig auf den Tisch hauen und allen Menschen zeigen, was eine Powerfrau in dir steckt?

Und vor allem andere Frauen damit inspirieren?

Oder aber du hast eine schwere Zeit durchlebt, hast alles überstanden und stehst jetzt mit erhobenem Kopf da. Willst du anderen Frauen zeigen, dass alles möglich ist, egal wie ausweglos eine Situation erscheinen mag?

Wir glauben: 

Every Woman has a Story. 

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View Comments (2)
  • Danke, Danke, Danke! Ich freue mich immer, eine “Gleichgesinnte” zu treffen und solche Ärzte hatte ich lange nicht. Es tut sehr gut zu wissen, dass es diese gibt und Menschen wie Dich, die ihren eigenen Weg gegangen sind! Vielen herzlichen Dank und erzähle es unbedingt noch vielen anderen Menschen. Du bist eine wahrhaftige Mutmacherin!!!

    • Liebe Petra, herzlichen Dank für dein schönes Feedback, das freut mich sehr. Und JA, ich werde meine Botschaft weiter tragen!

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