Ich habe Gesang und im Nebenfach Schauspiel studiert, Fernseh- und…
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Toggle„Es wäre super, wenn du diese Kundenanfrage für mich übernehmen würdest.“ – „Könntest du bitte diese E-Mail für mich beantworten?“ – „Vielleicht wäre es eine gute Idee, wenn wir die Homepage überarbeiten.“
Spricht „frau“ zu häufig solche Sätze aus, dann kommt bestimmt jemand mit dem Rat-SCHLAG um die Ecke: „Sprich mal direkter! Typisch Frau, viel zu weich.“ Direktheit von Frauen ist ein Thema, welches immer präsenter wird.
Direktheit von Frauen: Sprich das nicht aus!
Zahlreichen Frauen wird noch heute in endlosen Rhetorik Seminaren das „vielleicht“, „könnte“, „wäre“, „hätte“, „eigentlich“, „wahrscheinlich“, etc. abgewöhnt.
Die Liste ist lang und sie darf es nicht sein. Denn „frau“ soll doch stark auftreten. Ebenso wie ein Mann. Dazu habe ich folgende Einwände: Erstens ist nicht jeder Mann stark und zweitens darf es nicht das Ziel sein, Frauen rhetorisch zu Männern umzuerziehen.
Vorsicht! Zicke im Anmarsch!
Wenn ein Mann klare Ansagen die Hierarchiestufe von oben nach unten brüllt, dann findet das wahrscheinlich niemand toll und gleichzeitig höre ich immer mal wieder beschwichtigende Aussagen, wie: „Der weiß wenigstens, was er will.“ – „Der hat auch einen weichen Kern.“ – „Der ist einfach klar.“
Wenn eine Frau ähnliche direkte Ansagen macht, dann landet sie schnell in der Kategorie „Zicke“. Wie darf „frau“ sich also verhalten, um weder als verweichlicht eingestuft zu werden, noch als Oberzicke. Wie kann die Direktheit von Frauen optimal eingesetzt werden?
Wischi-Waschi hat durchaus Vorteile
Wir Frauen haben ein großes Talent, welches wir gern mal vertrocknen lassen, nur um den gängigen Anforderungen zu entsprechen. Wir können gut um den heißen Brei herum reden. Wir können klare Aussagen weich verpacken. Großartig. Weshalb? Ganz einfach. Nicht in jeder Situation ist eine klare Ansage hilfreich.
Wenn ich ein Thema so ansprechen will, dass die Gegenseite nicht sofort die Ohren auf Durchzug stellt oder in den Angriff geht, dann ist dies eine perfekte Strategie. Somit jedes Mal, wenn ich etwas nicht sicher weiß. Ich greife bei den Beispielen die drei Aussagen vom Anfang des Artikels wieder auf: „Vielleicht ärgert es dich, dass ich dir die neue Kundenanfrage aufs Auge drücke.“ – „Wahrscheinlich hast du selbst schon den Schreibtisch voll und möchtest nicht so gern meine E-Mails mit beantworten.“ – „Es könnte sein, dass du keine Lust auf die viele Arbeit hast, die eine Überarbeitung der Homepage wahrscheinlich bedeutet.“
Keine Störung in Sicht
Wenn ich so spreche, dann kann mein Gegenüber ohne Weiteres sagen, dass es ihn nicht ärgert oder dass es ihn sehr wohl ärgert. Würde ich direkt sagen: „Übernimm die Kundenanfrage.“ Dann könnte es sein, dass mein Gegenüber sich ärgert und sich in Gedanken notiert: „Isabel ist doof.“ Wenn ich dann vielleicht noch hinzufüge: „Mach es, auch wenn es dich bestimmt ärgert.“ Dann werde ich wahrscheinlich schon in die Kategorie „oberdoof“ eingestuft.
Spreche ich die Möglichkeit aus, dass sich jemand ärgern könnte, dann spreche ich dies genauso aus. Dadurch kann mein Gegenüber darauf eingehen und entweder sagen: „Ist okay. Stört mich nicht“ oder „Stimmt. Das ärgert mich wirklich.“ Dadurch entsteht keine Störung auf der Beziehungsebene und ich kann mit meinem Gesprächspartner darüber reden, ohne mein Ziel aus den Augen zu verlieren: Übernahme der Kundenanfrage.
Also nur noch Wischi-Waschi?
Nein. Diese weichen Aussagen sind perfekt, wenn ich vermeintliche Gedanken und Gefühle meines Gegenübers äußere. Da darf jede Frau ihr volles Talent ausleben. Doch wenn ich über etwas rede, bei dem ich sicher bin, dann spreche ich direkt.
„Ich brauche deine Hilfe (direkt). Es wäre super, wenn du diese Kundenanfrage für mich übernehmen würdest (weich). Vielleicht ärgert es dich, dass ich dir die neue Kundenanfrage aufs Auge drücke (weich). Und gleichzeitig sehe ich derzeit keine andere Lösung (weich und gleichzeitig direkt). Mach es bitte (direkt).“
Worum geht es wirklich?
Um mein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, umschiffe ich vermeintliche Störungen (die ich nicht mit Sicherheit behaupten kann), bei denen ich Wischi-Waschi rede. Und all die Aussagen, die auf mein Ziel einzahlen (die ich sicher weiß), spreche ich direkt aus.
Es geht somit nicht darum, einzelne Worte für immer und ewig aus Ihrem Wortschatz zu streichen, sondern vielmehr darum, welche Worte gerade hilfreich sind.
Es hilft wenig, wenn der Dialog so abläuft: „Du ärgerst dich“ – „Nein, tue ich nicht.“ – „Doch. Sehe ich doch.“ – „Nein, du irrst dich.“ – „Ich kenne dich doch. Du ärgerst dich.“ – „Wenn du jetzt nicht aufhörst, dann ärgere ich mich wirklich gleich.“
Fazit
Sprechen Sie Vermutungen weich aus mit allen möglichen Wort-Weichzeichnern. Und wenn Sie etwas von sich selbst mit Sicherheit behaupten, dann sprechen Sie es klar und direkt an, ohne Weichzeichner. So kann Direktheit von Frauen optimal eingesetzt werden.
Dies ist ein Tipp von vielen Weiteren aus Isabels Buch „Wie sage ich eigentlich“.
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Ich habe Gesang und im Nebenfach Schauspiel studiert, Fernseh- und Radio-Werbung gesprochen und zehn Jahre lang als Radiomoderatorin gearbeitet (u. a. R.SH und NDR). Meine Ausbildung zur Diplomsprecherin habe ich mit Bestnote bestanden und für mein Lehr-Institut „ICH REDE.“ bekam ich von Weiterbildung Hamburg e. V. das Qualitätssiegel verliehen. Von meinem ersten Hörbuch „ICH REDE. Kommunikationsfallen und wie man sie umgeht“ habe ich im Eigenverlag bislang mehr als 100.000 Exemplare verkauft. „ICH REDE.“ gilt derzeit als eines der erfolgreichsten Rhetorik-Hörbücher in Deutschland. Mittlerweile habe ich schon sieben Hörbücher und sechs Bücher veröffentlicht. Seit 2010 bin ich als singende Rednerin und Trainerin unterwegs. Ich bin Halbspanierin und wohne in Kiel.