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Stopp ist so gut wie Hilfe – Wie sich Frauen Gehör verschaffen

Stopp ist so gut wie Hilfe – Wie sich Frauen Gehör verschaffen

Isabel Garcia
Stopp in der Kommunikation
„Ich würde …“ - „Ich hätte da …“ - „Dürfte ich vielleicht …“

So starten oft hilflose Versuche von Frauen, um andere zu unterbrechen bzw. auch einen Gedanken in den Brainstorm-Ring zu werfen: Sich Gehör verschaffen ist wahrlich keine einfache Aufgabe. 

Es folgt häufig ein mutloses Schmollen nach dem Motto „Die ignorieren mich einfach.“ Oder Ihr Ton wird lauter, schärfer und Sie unterbrechen irgendwann so harsch, dass sich andere denken: „Was für eine Zicke.“ All dies können Sie umgehen, indem Sie ein Notfall-Signal nutzen. 

Was ist ein Notfall-Signal?

Notfall-Signale sind Laute und Worte, die uns sofort innehalten lassen. Bei einem gellenden Schrei hören wir sofort auf zu reden und schauen, wo die Gefahr lauert. Bei dem Wort „Hilfe“ ist es genau das gleiche. 

Unser Gehirn hat als Hauptaufgabe, unser Überleben zu sichern. Und dies kann nur gelingen, wenn wir wirklich, wirklich, wirklich vorsichtig sind. Stellen Sie sich vor, Sie hätten in Ihrem Kopf eine Art Türsteher. Und er entscheidet, welche Inhalte aus den Millionen unbewusster Wahrnehmungen ins Bewusstsein weitergeleitet werden. 

Welche Aufgabe hat mein Türsteher?

Wie ein Türsteher in der Diskothek, überprüft er alles haargenau … schaut sich die Faktenlage von oben bis unten an und lässt dann die meisten Wahrnehmungen im Unbewussten weiter vor sich hinschlummern. Nur ein ganz paar überstehen die Prüfung und werden ins Bewusste durchgelassen. 

Manche Studien sind der Meinung, dass unser Gehirn in der Lage ist 22 Millionen Bits pro Sekunde wahrzunehmen und davon werden dann nur 40 bis 60 Bits ins Bewusstsein weitergeleitet. Andere behaupten es wären 11 Millionen Bits pro Sekunde und davon werden dann 20 bis 40 Bits durchgelassen. Im Endeffekt spielt die exakte Zahl keine Rolle. Vielmehr die Erkenntnis, dass der Türsteher einen verdammt guten Job macht. 

Was darf in das Bewusstsein?

Wonach wählt der Türsteher aus? Er greift auf seine Erfahrung zurück und somit natürlich auf IHRE bisherigen Lebenserfahrungen. Die Erziehung spielt dort auch eine große Rolle und all das, was uns aktuell interessiert. Wenn Sie aktuell überlegen, ob es mittlerweile erlaubt sei, als weibliche Führungskraft zum Kleid auch flache Schuhe zu tragen, werden Sie auf einmal ganz viele Frauen sehen, die genau diese Kombination tragen. 

Dies sagt nichts darüber aus, ob dies derzeit angesagt ist, sondern nur darüber, dass diese Wahrnehmungen vom Türsteher auf einmal durchgelassen werden. Sie haben diese Bekleidungskombination vorher auch gesehen, nur verblieben diese Wahrnehmungen im Unbewussten. 

Achtung: Der Krankenwagen kommt

Die Auswahlkriterien nach Erfahrungen, Erziehung und dem aktuellen Interesse sind Luxuskriterien. Sie werden genutzt, wenn der Türsteher aktuell keinen Notfall hat. Kommt allerdings mit „Tatü Tata“ ein Krankenwagen angefahren, dann interessieren diese Luxus-Auswahlkriterien nicht mehr. Diese Notfall-Information wird sofort vom Türsteher ins Bewusstsein durchgewinkt, weil es unser Überleben sichern könnte.

So funktioniert unser Gehirn. Selbst Rampensäue, Profilneurosen und narzisstisch veranlagte Menschen hören sofort auf zu reden, wenn Sie den Krankenwagen hören. Manche nur für ein paar Sekunden, manche auch länger. Je nach Empathie.

Gehör verschaffen: Nutzen Sie die Lücke!

Wenn Sie in einem Meeting oder einer Diskussionsrunde die Hand heben und „Stopp“ sagen, dann entsteht genau diese kleine Rettungsgasse. Reden Sie nach dem „Stopp“ sofort weiter: „Eine kleine Anmerkung habe ich zu Projekt XY. Und zwar, dass wir dort mehr Budget haben, als vorher gedacht.“  Verschaffen Sie sich Gehör!

Sie können den Ball dann sofort wieder zurückspielen, indem Sie sagen: „Dies wollte ich nur kurz einwerfen, bevor Sie fortfahren.“ Und dann lehnen Sie sich entspannt zurück und lassen die oder den Vortragenden weiterreden. Der perfekte Weg, wie Frauen sich Gehör verschaffen!

Der Ton macht die Musik

Achten Sie dabei auf Ihre Stimme. Bitte nicht genervt ein aggressives „Stopp“ in die Runde brüllen. Das Heben der Hand, wie ein Polizist, der auf der Straße bei einem Ampelausfall den Verkehr regelt, sorgt schon dafür, dass Ihr „Stopp“ sehr dynamisch und klar rüberkommt. 

Wichtig ist danach, dass Sie sofort weiterreden und dabei schnell auf den Punkt kommen, damit sich die Unterbrechung nicht unangenehm anfühlt. Nach dem „Stopp“ fange ich meistens sofort an zu lächeln, um klar zu zeigen, dass ich in friedlicher Absicht unterbrochen habe. 

Weitere Notfall-Signale

Falls Sie sich mit „Stopp“ nicht so wohl fühlen, dann können Sie auch „Halt“ oder „Moment“ oder „Moment mal“ sagen. Ich persönlich mache mit „Stopp“ die besten Erfahrungen, wenn ich mit Frauen an einem stärken Auftreten arbeite. Doch natürlich ist es am wichtigsten, dass Sie sich dabei wohl fühlen. 

Dies ist einer von vielen Tipps aus dem Buch „Wie sage ich eigentlich“.

Viel Spaß beim Unterbrechen & beim sich Gehör verschaffen!    

Hier gibt es noch mehr zum Thema Kommunikation und der Rubrik Her Business.

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