Ich komme aus Hannover, bin nach Bayreuth gegangen um BWL…
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ToggleWer kennt das nicht: Donnerstag um 15 Uhr packt die Kollegin ihre Tasche und verabschiedet sich mit den Worten “Tschüss, bis Montag.“ Und alle denken: Toll, Mama im Homeoffice müsste man sein, nur einen halben Tag arbeiten und dann auch noch ein langes Wochenende. Mein Berufsleben war geprägt davon, dass man möglichst viel und möglichst lange im Büro anwesend war. Wer Homeoffice machte, war einfach nicht da. Und wer nicht da war, arbeitete auch nicht. Homeoffice war das Synonym für einen bezahlten Tag frei und wurde maximal für den Besuch des Telefontechnikers genehmigt, der ja bekanntlich nur Termine zwischen acht und vierzehn Uhr vergibt.
Nach meiner ersten Elternzeit kam ich zurück ins Büro und der Perspektivenwechsel kam mit dem Vorschlaghammer.
Auf einmal war ich die Mama im Homeoffice, um auf eine angemessene Stundenzahl zu kommen. Ich war es, die von den Kollegen belächelt wurde, wenn sie um 14.30 Uhr das Büro verließ. Und auch diejenige die in den Augen der anderen nicht arbeitete, wenn sie nicht da war. Ich wurde an meinem Homeoffice Tag nicht zu Meetings eingeladen, und auch die kurzen Abstimmungen zwischen Tür und Angel fanden ebenfalls ohne mich statt. Das führte zwangsläufig dazu, dass ich montags das Gefühl hatte, irgendwas verpasst zu haben. Was ich an meinem Homeoffice-Freitag alles erledigt habe, hat natürlich niemand bemerkt.
Corona brachte die New Work Revolution auf die Überholspur
Das Jahr 2021 bleibt wohl nicht in bester Erinnerung, aber es war das Jahr der Revolution in Sachen New Work. Plötzlich war alles anderes, denn JEDER arbeitet 24/7 im Homeoffice. Während einige wenige voller Genugtuung „Siehste, geht doch“ dachten, war der Großteil überrascht, wie produktiv man im Homeoffice sein kann. Plötzlich wurde sichtbar, was so lange im Verborgenen blieb. Morgens früh anfangen, statt eine Stunde in überfüllten U-Bahnen zum Büro zu fahren. Pakete annehmen und trotzdem eine Präsentation fertig stricken ist möglich, und antizyklisch im Supermarkt einkaufen ist einfach nur praktisch. All jene die bisher ihre Schaffenskraft im Verborgenen ausgeführt haben, bekamen plötzlich eine ganz neue Sichtbarkeit.
Meetings waren kein Privileg für Anwesende mehr (die gab es zu der Zeit ja sowieso nicht). Plötzlich wurde sich online ausgetauscht, Videochats abgehalten, sogar Nachtschichten wurden aus den heimischen Wohnzimmern geteilt. Ein Wunder? Nein, Homeoffice wurde aus der Not heraus salonfähig.
Als Mama im Homeoffice – gelebte Vereinbarkeit!
Die Flexibilität, die plötzlich so normal war, genieße ich jeden Tag, und das nicht nur, weil man dem Paketboten die Tür öffnen kann. Nein, weil ich statt nerviger Arbeitswege mehr Zeit für meine eigentlichen Aufgaben habe. Videocalls sind endlich in der modernen Arbeitswelt angekommen, ich nehme an jedem Meeting teil und selbst die Kaffeepause wird mittlerweile online abgehalten.
Ich liebe es, allein zu Hause zu sein. Nichts außer das meditative Gurgeln der Spülmaschine, I love it.
Die Geister, die ich rief
Homeoffice hat sich vom Privileg für wenige zum massentauglichen New Normal gewandelt. Damit geht auch einher, dass man sich mit neuen Herausforderungen auseinandersetzen muss. Ich war ja nicht allein im Homeoffice, mein Mann steckte genauso in der Pandemie und den damit verbundenen Homeofficepflichten. Wir räumten also das Gästezimmer zum Arbeitszimmer um, der andere Arbeitsplatz ist der Küchentisch und hier ist doppelte Disziplin gefragt. Alles, was morgens aufgebaut wird, muss wieder aufgeräumt werden, bevor die Kinder nach Hause kommen. Der Laptop und alle anderen Utensilien müssen sicher verstaut werden, bevor das Wohnzimmer ein Abenteuerspielplatz wird
Aber auch damit die Arbeit nicht omnipräsent bleibt. Hinzu kommt, dass die Grenzen von Arbeitszeit und Freizeit schwinden, wir kommunizieren nicht nur im Videocall, sondern auch via WhatsApp, ich ertappe mich dabei, in Meetings zu springen, wenn die Kids daheim sind oder wenn ich eigentlich vor der Sporthalle sitze und hoffe, dass genau in diesem Moment niemand heulend aus der Halle stolpert.
Mehr Freiheit bedeutet mehr Eigenverantwortung
Es ist ein Gewinn für uns alle, dass wir das Homeoffice von den Vorurteilen befreien konnten. Nun liegt es an jeder Einzelnen, eine gesunde Mischung zu finden. Ich bin dafür, das Beste aus beiden Welten zu vereinen.
Die Flexibilität überall zu arbeiten, wo ich gerade möchte, oder was gerade zu meiner Situation passt, ohne dass meine Produktivität leidet, ist mir wichtig. Der persönliche Austausch mit meiner Kollegin aber auch.
Für eine klare Trennung zwischen Arbeitszeit und Freizeit strukturiere ich meinen Tag in klare Bereiche. Ich fange früh an, mache pünktlich eine Mittagspause und räume mein Equipment zum Feierabend ordentlich weg, sodass ich nicht in Versuchung komme, immer weiterzuarbeiten, obwohl ich schon Feierabend habe. Das klappt (meistens) ganz gut.
Was denkst du über das Thema? Als Mama im Homeoffice: Fluch oder Segen ? Teile mit uns deine Meinung in den Kommentaren!
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Ich komme aus Hannover, bin nach Bayreuth gegangen um BWL zu studieren und habe dann lange Jahre in Hamburg in der Mediabranche gearbeitet. 2016 kam meine erste Tochter zu Welt und mit ihr der Wunsch sich beruflich nochmal zu verändern. Es dauerte ein weiteres Kind und ein paar Jahre, bis sich eine Chance bot. Auf dem Spielplatz entstand die Idee zu unserem Startup HOX und seither planen wir die Revolution des Homeoffices.