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Mein Traum von Hawaii

Mein Traum von Hawaii

Ela Ungruh
Mein Traum von Hawaii The Bold Woman

Angefangen hat alles im Jahr 2008. Ich wurde flügge, hatte meine erste, eigene Wohnung, eine tolle Mitbewohnerin, eine tolle Lehrstelle, alles war super. Doch irgendwie auch nicht. Ein Tag in unserem Leben kann alles ändern. Ich wusste, irgendwas stimmt nicht, und ging zum Arzt. Eine Woche später bekam ich die Diagnose „Brustkrebs“ mit 19, viel zu jung, das sagen die Ärzte heute immer noch zu mir. Du kannst Dir sicher vorstellen, dass das eine harte Diagnose war. Aber ich musste mich entscheiden: Will ich leben oder gebe ich auf?

Ich entschied mich dazu, zu leben, und zwar auf die schönste und positivste Weise, wie es mir möglich war. Ich versuchte, allem etwas Gutes abzugewinnen. Der Chemotherapie – ich wurde vergiftet, um zu leben – den Medikamenten, den Bestrahlungen und den OPs. Es klappte super. Nach sechs Jahren war ich nicht nur austherapiert und musste endlich keine Medikamente mehr nehmen, sondern ich war auch glücklicher. Ich hatte eine zweite Chance bekommen. Die Welt ist bunter und schöner und alles erlebt man viel intensiver. Und weißt Du was? Der Krebs lässt mich bis heute zum Glück in Ruhe. Ja, ich habe täglich starke Schmerzen, aber das kann ich nur belächeln. Etwas Wunderschöneres als das Leben selbst kann man doch nicht geschenkt bekommen, oder?

Während der Chemotherapie fing ich eine neue Ausbildung als Kauffrau für Bürokommunikation, heute Office Managerin genannt, an. Der Grundstein für mein späteres Leben war dank meines Papas gelegt, denn er war der Einzige, der mich während der Chemo einstellte. Ich schloss meine Ausbildung ab, arbeitete noch ein bisschen bei ihm und ging dann weiter. Aber es ist in Deutschland gar nicht so leicht, einen Job zu finden, wenn man schwerbehindert ist. Schwerbehindert bin ich aufgrund der Krebserkrankungen und den Einschränkungen, die die ganzen Operationen und Behandlungen mit sich geführt haben.

Du wirst zu tollen Jobs eingeladen, auf die Du Dich beworben hast. Freust Dich über ein wirklich nettes und vielversprechendes Vorstellungsgespräch und ein paar Tage später bekommst Du eine Absage. Sie hätten Dich gerne eingestellt, aber das mit der Behinderung ist nichts für sie. Ja, als Schwerbehinderte in Deutschland ist man etwas besser geschützt, zumindest WENN man dann mal einen Job hat.

Oder sie laden Dich ein und fragen Dich schon bei dem Gespräch, ob Du auf Deinen Schwerbehinderten-Status verzichten würdest. Bitte was? Ich kann ja leider auch nicht auf meine Schmerzen verzichten, das würde ich aber sehr gerne. (Du darfst hier gerne schmunzeln, denn das tue ich auch.)

Ich hatte viele Jobs, denn die Unternehmen behielten mich nur innerhalb der Probezeit. Sie bekamen dann den Status, dass sie in dem Jahr einen Schwerbehinderten im Unternehmen beschäftigt hatten. Kannst Du Dir das vorstellen? Ich war wirklich baff und traurig, wie die Menschheit sich entwickelt hat.

Ich entschied mich, mein Abitur nachzuholen. Gar nicht so einfach mit einem Chemobrain, denn merken kann man sich so gut wie gar nichts mehr. Als kleine Erklärung: Das Chemobrain ist eine nette Formulierung der Medizin und uns Patientinnen für die Vergesslichkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, das Fatigue-Syndrom und viele weitere Nebenwirkungen der Chemotherapie. Teilweise verschwinden diese Nebenwirkungen nach der Therapie, aber leider bleiben einem ein paar Dinge erhalten. Bei mir zum Beispiel das Fatigue-Syndrom, welches unter anderem chronische Müdigkeit und Erschöpfung mit sich bringt, Konzentrationsschwierigkeiten nach einer gewissen Zeit und an manchen Tagen und vor allem die Vergesslichkeit. Also nicht wundern, wenn Du mir Deinen Geburtstag sagst und ich ihn mir direkt aufschreibe oder ich des Öfteren mit Handy oder Stift und Zettel dasitze. Meistens notiere ich mir wichtige Dinge, die ich nicht vergessen möchte. Ich finde das sehr amüsant.

Doch ich schaffte es und ich bin sehr stolz auf mich. Danach strebte ich ein Studium an. Doch vorher wollte ich meine Freundin auf Hawaii besuchen. Ich hatte sie Jahre nicht gesehen und sie war während meiner Krankenzeit so toll für mich da gewesen.

Ich war so aufgeregt auf meine erste Reise alleine und Hawaii, das Paradies, kennenzulernen. Niemand begleitete mich während des Fluges, des Umsteigens und so weiter. Ich war alleine und es fühlte sich so gut an. Der erste Flug ging nach L.A. Da mein Flug nicht kam, wurde ich in eine andere Maschine gesteckt und saß neben einem super netten Pärchen aus L.A. Eine Flugbegleiterin kümmerte sich liebevoll um mich und passte auf, dass ich immer genug trank und ab und zu mal aufstand. Ich war so dankbar für diese Erfahrung und die lieben Menschen um mich herum.

In L.A. lief ich vom internationalen zum nationalen Flughafen und atmete tief die Luft von L.A. ein. Ich war endlich in Amerika, ein Traum wurde für mich wahr. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten wollte ich schon immer sehen. Ich stieg in meinen nächsten Flieger und nach sieben Stunden und tollen Gesprächen mit einem Hawaiianer war ich da. Ich war in Hawaii! Ich war wirklich in Hawaii?

Meine Freundin begrüßte mich mit ihren Kindern und ich bekam zwei wunderschöne Leis um den Hals gelegt. Wir fuhren zu ihrem Haus. Für mich war alles so irreal. Ich konnte es nicht glauben. Am nächsten Tag wachte ich auf und ich war immer noch in Hawaii. Ich hörte und roch das Meer, alles war so wunderbar und in mir kam ein Gefühl auf, wie ich es am Flughafen schon gespürt hatte. Ich bin endlich hier, ich bin endlich zu Hause. Kann es sein, dass ich mich zu einem Land so hingezogen fühle?

In diesen Wochen, auf der Reise nach Hause und in den Wochen danach änderte sich bei mir alles. Ich habe ein Land lieben gelernt und zum Aloha-Spirit gefunden. Zu Hause las und lernte ich immer mehr über Land und Leute. Setzte mich mit dem Aloha und der Huna-Lehre auseinander. Nach zwei Jahren konnten meine Freunde und meine Familie meine Geschichten über Hawaii nicht mehr hören, also wohin damit? Ich startete, einen Blog über Hawaii zu schreiben und machte mich selbstständig. Als gelernte Bürokauffrau kann man allerhand als Virtuelle Assistentin anbieten. Ich liebte, was ich tat und trotzdem merkte ich, ich möchte noch mehr. Da schlummerte noch so viel mehr in mir. Ich traf auf viele wundervolle und inspirierende Frauen, ich las viel und arbeitete immer weiter an meiner Persönlichkeitsentwicklung.

Und Puff… Eines Tages träumte ich etwas und wusste am nächsten Morgen, es sollte kein Traum bleiben. Ich wollte anderen Frauen helfen, glücklicher zu werden und ihren Aloha-Spirit zu finden. Und das tat ich. Ich startete ein weiteres Standbein in meiner Online-Business-Karriere und bildete mich zum Coach weiter. Denn Träume sind dafür da, um gelebt zu werden.

Heute, zehn Jahre nach meiner Diagnose, sitze ich hier und schreibe diesen Text für Dich. Ich liebe mein Leben, meine Selbstständigkeit und alles, was sich in meinem Leben damit verändert hat. Vor zehn Jahren wurde mir gesagt, dass ich keine Mama werden kann. Und doch sitze ich gerade hier mit einem Baby in meinem Bauch, weswegen ich zurzeit eine kleine Pause in meinem Business mache. Egal, was Dein Traum ist, Du hast die Kraft und die Power, ihn zu verwirklichen. So fern dieser Traum auch erscheinen mag: Fang an, für Deinen Traum zu arbeiten und das Universum/Mutternatur (oder woran auch immer Du glaubst) wird Deinem Zurufen zuhören und Dir die Hilfe schicken, die Du benötigst.

Lots of Aloha, Love and Light,

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