Diplom-Betriebswirtin (Schwerpunkt Marketing und Kommunikation), Volontariat bei einer Tageszeitung, seit…
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ToggleEs gibt Sätze, die kein Mensch braucht. Besonders oft scheinen diese Sätze a.k.a. ungefragte Ratschläge ja Müttern bezüglich der Kindererziehung entgegengebracht werden.
Gerne auch von völlig fremden Menschen, die sich ihrer Übergriffigkeit anscheinend gar nicht bewusst sind. Eine Frau mit Kind – das scheint ja so eine Art Freifahrtschein für ungebetene Ratschläge zu sein! Ganz vorne in der Hitliste der „nervigsten Sätze, die niemanden weiterbringen“ ist eindeutig „Das hat uns früher auch nicht geschadet“. Ungefragte Ratschläge in der Kindererziehung musste wohl schon jede Mutter über sich ergehen lassen.
Das ist nicht nur nervig, sondern: 1. völlig kontraproduktiv, 2. überflüssig und 3. oft schlicht falsch.
Ungefragte Ratschläge in der Kindererziehung – Hitliste
- „Wir sind früher auch alle ohne Gurt Auto gefahren.“ – Ein Blick auf die Unfallstatistik hilft.
- „Wir hatten früher auch jeden Sommer einen Sonnenbrand.“ – Die steigenden Hautkrebszahlen zeigen, wie „wenig“ das geschadet hat.
- „Wir haben früher auch im Haus geraucht.“ – Der Zusammenhang von Rauchen – auch von Passivrauchen – und Lungenkrebs sowie zahlreichen anderen Erkrankungen ist eindeutig durch medizinische Studien belegt.
- „Wir haben früher auch mal ein Gläschen in der Schwangerschaft getrunken oder Rohmilchkäse gegessen.“ – Auch hier ist der Zusammenhang zwischen den Schäden, die ein Ungeborenes dadurch nehmen kann und der Ursache zweifelsfrei belegt.
- „Wir hatten früher auch keinen Fahrradhelm.“ – Auch hier empfehle ich wie beim Gurtthema einen Blick auf die Unfallstatistik.
- „Unsere Kinder haben wir immer auf den Bauch gelegt, zum Schlafen.“ – Seit die Rückenlage für Babys empfohlen wird, ist die Zahl der Fälle von plötzlichem Kindestod zurückgegangen.
- „Wir haben früher den Schnuller auch einfach in Honig getunkt und das Baby hat sich sofort beruhigt.“ – Abgesehen vom Kariesrisiko kann Honig für Babys lebensgefährlich sein. Er kann in seltenen Fällen Clostridium botulinum enthalten, woraus sich bei Babys Säuglingsbotulismus entwickeln kann.
- „Schreien stärkt die Lungen, uns hat man früher als Baby auch schreien lassen.“ – Zu diesem Punkt muss man gar nicht viel sagen. Das mit den Lungen ist natürlich Quatsch und was das schreien lassen mit Babys anrichtet, ist mittlerweile von vielen Psychologen genau erforscht.
Falsches Wissen kann verletzen!
Und so geht es weiter – eine endlose Liste, zu der im täglichen Leben mit Kindern ständig neue Dinge hinzukommen, die einem – oft völlig ungefragt – entgegen posaunt werden. Die Liste an ungefragte Ratschläge in der Kindererziehung ist leider allzu lang.
Gefährlich wird es dann bei „uns hat ein Klaps früher auch nicht geschadet“, wo ich immer am liebsten sagen würde „ach guck an, dabei bist du doch ein gutes Beispiel, wie es schaden kann.“
Deshalb, liebe Passanten und Passantinnen, liebe Schwiegermütter und -väter, liebe Leute, die es vielleicht sogar nur gut meinen: Lasst diesen Satz einfach sein. Er stimmt nicht und allzu oft verletzt er die, denen falsches Wissen von früher tatsächlich geschadet hat. Die Menschheit und ihr Wissen entwickeln sich weiter.
Früher hat man auch einfach Asbest ohne Schutzmaßnahmen verbaut und hielt das für einen tollen Baustoff. Und noch früher hat man sich einfach nur so aus Spaß geröntgt, als Partygag sozusagen.
Ein Glück wissen wir heute mehr als vor 40, 50 oder 100 Jahren und ein Glück gibt es täglich neue Erkenntnisse, die Leben retten, Leben verbessern und altes Wissen revidieren. Das nennt sich Fortschritt und dem verdanken wir eine ganze Menge. Und diesen Fortschritt gibt es halt nicht nur in der Medizin oder Technik, sondern eben auch in der Erziehung und Psychologie.
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Hier gibt es noch mehr zum Thema Meinungen und der Rubrik Working Moms.
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Diplom-Betriebswirtin (Schwerpunkt Marketing und Kommunikation), Volontariat bei einer Tageszeitung, seit 2007 freiberufliche Journalistin und Autorin