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Vom Weg der Selbstliebe und der Wahrheit des Loslassens

Vom Weg der Selbstliebe und der Wahrheit des Loslassens

Lara Zimmer
Wege zur Selbstliebe - The Bold Woman

Da sitze ich auf einer Decke vor meinem Zelt, das ich eine Woche vor der sehr spontanen Abreise im Keller meiner Mutter gefunden habe. Um mich herum spielen die Kinder. Die Wellen des Atlantiks rauschen, die Piniennadeln duften und der Wind weht.

Es ist friedlich. In mir. Um mich.

Der Urlaub war nicht geplant, die Reise nicht organisiert. Das Equipment ist spärlich. Aber die Fahrt mit dem Zug war entspannt, das Zelt steht. Nach einer Nacht Regen, der zu viel für das alte Zelt war, trocknet die durchnässte Isomatte nun im Sonnenschein. Alles ist gut. Alles ist schön. Ich genieße und ich danke. Alleine mit drei kleinen Kindern, ohne Planung, ohne Auto, mit wenig Kohle und ohne Ausrüstung drei Wochen an den Atlantik zu fahren, wäre vermutlich nicht für jeden denkbar. Die einen hier lieben, was ich tue, und schenken mir lobende Worte für den Umgang mit meinen Kindern, bewundern meine sichtbare Zufriedenheit.

Die anderen schauen mich skeptisch an. Der Satz eines Familienvaters bleibt mir in Erinnerung: “Da sitzt die, hat nichts dabei und strahlt.”

Was sich für mich eigentlich wie ein ganz wunderbares Kompliment anhört, klingt bei diesem Mann allerdings nach großer Verärgerung.

Aber was ärgert den so, dass ich nichts brauche, um hier glücklich und zufrieden zu sitzen? Dass mich nicht einmal das alte, bescheidene und jetzt nasse Zelt aus dem Keller meiner Mutter stört. Er hat auch drei Kinder und dazu noch eine schöne Frau und er hat alles dabei – viel Equipment, also sehr viel Equipment, einen modernen großen Campingbus, die Outdoorküche steht unter dem großzügigen Pavillon. Alles trocken, alles schick.

Aber strahlen tut er nicht. Seine Frau auch nicht. Meine Kinder kleben derweil mit Klebeband, das uns ein Nachbar geliehen hat, drei alte Holzkisten zusammen und bauen uns eine eigene kleine Küche. Eine alte Palette, die wir gefunden haben, dient uns als Tisch. Gemütlich. Kreativ. Aber irgendwie polarisierend.

Viele der Familien, die mit ihren Kindern hier sind, haben sich in all den Jahren vergrößert, gesteigert. Größeres Auto, größeres Zelt, bessere Ausrüstung, mehr Luxus. Nun könnte man ja annehmen, das mit all der Bequemlichkeit, auch das Urlauben an sich bequemer geworden sei. Die geplante Entspannung jetzt vielleicht endlich optimal verläuft. Allerdings beobachte ich anderes. Ich höre Mütter im Waschhaus, die laute, ausufernde Monologe über Sauberkeit von sich geben, um dabei das schreiende Kleinkind unter der Dusche zu übertönen und dabei den ausweglosen Kampf kämpfen, es von der Sinnhaftigkeit des Haarewaschen zu überzeugen.

Ich sehe, wie gestresste, schwitzende Väter den schweren Bollerwagen mit quengeliger, eisverschmierter Fracht meilenweit am Strand hinter sich herziehen.

Wie die Nerven der dazugehörigen Mütter eigentlich schon blank liegen, wenn sie am gewünschten Platz ankommen, die Schwimmflügel aufgeblasen haben und sie dann die Männer beim Strandmuschelaufbau kritisieren. Wenn sie endlich das umfangreiche Sortiment an Sandspielzeug ihren Kindern vor die Füße legen, die daraufhin um die einzige blaue Schaufel streiten.

Und der vermeintlich entspannte Tag am Meer für alle zur Herausforderung wird.

Dass sich der Urlaub so gar nicht anders anfühlen mag, als der Alltag, aus dem man mal aussteigen wollte. Denn nun ist der Alltag nur an einem anderen Ort, an einem Ort mit noch mehr anstrengenden Gegebenheiten, die man zu bewältigen hat. Vielleicht haben sie unterwegs am Strand gar nicht bemerkt, wie schön sich der Sand unter den Füßen anfühlt. Wie hoch die Wellen heute sind. Vielleicht haben sie unterwegs keine Muscheln und Steine mit ihren Kindern gesammelt. Vielleicht haben sie sich nur auf das Ziel und das gewünschte kalte Bier aus der teuren Kühltasche als Belohnung für ihren anstrengenden Weg konzentriert und dabei die Schönheit und die Freude des Weges schlichtweg nicht wahrgenommen. Vielleicht haben sie auch gedacht, wenn die Kinder nur endlich entspannt spielen würden, dann könnte auch ich mich entspannen. Und vielleicht haben sie gar nicht bemerkt, dass ihre Entspannung auch gleichzeitig die Kinder entspannen könnte.

Ich kenne es – all das Suchen und Mühen.

Ja, ich gebe zu, ich weiß genau, wie das ist. Ich kenne all die Anstrengung, ich kenne all die Mühe, all die Sehnsucht nach dem Erreichen des Zieles. All das Erhoffen, wenn – dann. „Mit dem neuen Wohnwagen wird es dieses Mal viel komfortabler und angenehmer.“ „Mit dem neuen Bollerwagen fährt es sich viel leichter.“ Auch ich habe lange diese Art von Familienleben und Urlauben geführt.

Auch ich habe mich durch äußere Umstände verbessern und optimieren wollen, mich besser fühlen wollen. Hochwertige Matschhosen für die Kinder an Regentagen. Größeres Vorzelt bei Wind und Wetter. Immer auf der Suche nach mehr.

Mehr Erfüllung, mehr Glück. Das habe ich nicht nur im Urlaub so praktiziert, nein, ich war Meisterin darin, mich im Außen zu verlieren, Meisterin darin, mich an gewünschten Zielen festzuhalten. „Wenn wir erst in ein Haus gezogen sind, dann wird es auch in der Beziehung entspannter.“ „Und mit einem Hund wird es sich noch mehr nach Familie anfühlen.“

Wir alle leben in permanenten, möglichen Zukunftsversionen, leben in dem Bewusstsein, wenn – dann. Und verlieren dabei den jetzigen Moment. Der kostbare Moment, der alles ist. Verlieren den vollkommenen Kontakt zu uns selbst. Suchen im Außen – immer an der falschen Stelle. Bis wir gezwungen sind, den Blick nach Innen zu richten und beginnen, loszulassen. Denn wir können es im Außen nicht finden. Wir finden es nur in uns selbst.

Loslassen, loslassen, loslassen

Nachdem ich nach der Geburt meiner dritten Tochter noch immer nicht das Gefühl einer harmonischen Familie hatte und das Leben in der Stadtwohnung ja auch ach so anstrengend war – aber das gekaufte Haus auf dem Land, der Gemüsegarten und die schönen Holzdielen, ja selbst der süße Welpe, nichts an dem Zustand der ewigen Suche veränderten, begann ich endlich loszulassen. Nach dreizehn Jahren Beziehung, mit drei kleinen Kindern, ohne Job und ohne Ahnung, wie es weitergeht, aber mit dem allerbesten Gefühl, nämlich dem Gefühl der Selbstliebe, verließ ich den Vater meiner Kinder. Ich verkaufte das Haus, ließ alle vermeintliche äußere Sicherheit los und ging zurück in meine Heimatstadt. Ganz gewiss war das keine leichte Entscheidung und ich habe viele Krisen, viele Tränen, viele Enttäuschungen im Außen, in der Beziehung gebraucht, um das Standing zu bekommen, mir mehr wert zu sein. Mir alles wert zu sein. Mich an erste Stelle zu stellen. Für viele Menschen in meinem Umfeld kam die Trennung zwar nicht überraschend, hatten sie doch all den Struggle über Jahre hinweg mitbekommen, dennoch beurteilten manche meine Entscheidung als egoistisch. Denn hey, wer hat schon alles, Beziehungen sind eben kompliziert, Kompromisse muss doch jeder machen. Oder? Heute kann ich sagen, nein, ich werde keine Kompromisse mehr leben und ich weiß, dies war fern von jeglichen Egoismus.

Egoistisch war viel mehr das stoische Festhalten an Äußerlichkeiten und sozialem Status, an dem traditionellen Familienbild, das Aushalten der permanenten Disharmonie und das Zumuten dieser Beziehung gegenüber meiner Töchter.

Denn unsere Kinder haben heile Eltern, heile Beziehungen und Harmonie verdient.

Sie haben echte Liebe verdient. Und zwar sowas von.

Mich zu trennen und endlich nach Innen zu schauen, endlich meinen Mut zu finden, mehr für mich zu erwarten, war die wertvollste Entscheidung die ich für mich und somit für meine Kinder treffen konnte.

Das Leben sagt immer ja zu mir. Solange ich also selbst nicht ja zu mir sage, kann ich auch nicht erwarten, dass es ein anderer tut. Dass es das Leben für mich tut. Aber ich sagte ja und das Leben antwortete mir mit einer besonderen Begegnung unmittelbar nach meiner Trennung. Dank dieser Begegnung mit dem einen Mann, der mein Leben in ein Vorher und ein Nachher verwandelte, begann ich, den Weg der Selbstliebe bewusst zu gehen. Immer tiefer und immer höher und ich wurde belohnt mit einem Zugang zu mir selbst, zu meiner eigenen, unendlichen Liebe.

Ich wurde belohnt mit dem Erwachen in ein neues Bewusstsein. In die Herrlichkeit des Lebens, die Freude, die der Kern eines jeden von uns ist. Bei den meisten Menschen gut abgeschottet und mit vielen Schlössern verriegelt. Doch manchmal stellt uns das Leben vor die größten Herausforderungen, nur um hinter all dem vermeintlichem Leid den tieferen Sinn entdecken zu dürfen. Und es bricht ein Brocken aus der Mauer und dahinter ist Licht. Pures, reines Licht. Und dieses Licht ist unser wahres Sein. Ich wurde belohnt mit dem hellsten Licht.

Also nicht mit dem teuren Wohnwagen, der schicken Badezimmereinrichtung fürs Haus. Nein, ich bekam das, was ich verdient habe, das, was ich bin.

Das, was wir alle verdient haben, das, was wir alle sind.

Liebe.

Und ich genieße Glück und Zufriedenheit.

Im Urlaub, wie im Alltag. Mit Pavillon oder ohne.

Allerdings war der Weg von dorthin zu hierhin nicht nur von Sonnenschein begleitet.

Viele Schatten, viele Ängste wollten angenommen und freigelassen werden.

Und doch war jeder Schritt notwendig, wertvoll und wichtig. Und ich sammle Muscheln und lausche den Wellen. Der Weg selbst ist mein Ziel, denn in jedem Augenblick, mit jedem Atemzug habe ich die Möglichkeit, mich zu entscheiden, ganz da zu sein. Jetzt.

Und die Geschichte mit eben diesem einen Mann bietet Stoff für ein ganzes Buch. Eins, das das Leben schreibt.

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Lebensaufgabe The Bold Woman

Eins, das ich schreibe.

Eins, das vom Erwachen in die Liebe handelt.

Weil ich mich für mich entschieden habe. Für mein schönstes Leben. Und das Leben selbst zeigt mir, was das für mich ist. Schreiben und mich mitteilen gehört da dazu.

Indem ich mich für mich entscheide, gebe ich dem Leben endlich die Chance, mir alles zu schenken, was es mir zu bieten hat. Und ich gebe dem Leben das, was ich zu bieten habe. Aber es gibt einen Preis, einen, der zu Beginn noch groß scheint, aber am Ende kleiner als klein ist.

Der Preis ist: Dann muss ich mich zwangsläufig auch selbst angucken. Dann kann ich nicht mehr all meinen Scheiß auf andere projizieren. Oh ja, da waren Steine zum Aufräumen, manchmal ganze Geröllhaufen. Aber was soll ich sagen, es war und ist all die Mühe wert, denn ich bin mir all die Mühe wert.

Mittlerweile teile ich meine erweckenden Erfahrungen und Gedanken, habe mich für meine Selbständigkeit in allen Lebensbereichen entschieden und lebe meine wahre Berufung als Modell, Inspiration und Liebe zu verbreiten. Sei es durch meine Arbeit als Autorin und meine Texte oder, wie hier und jetzt im Urlaub, nur durch mein Sein, mitten im Sand, ohne Outdoorausrüstung, ohne Strandmuschel, ohne Spielzeug. Denn die Kinder haben Hände und es gibt unendlich viele Ideen mit dem, was uns dieser kleine Platz Erde hier bietet. Die Wellen des Atlantiks rauschen, die Piniennadeln duften, der Wind weht. Und ich genieße und ich danke.

Das Zelt ist dreckig, die Kinder sind noch dreckiger. Aber sehr glücklich. Meine Isomatte ist mittlerweile getrocknet. Die ältere Familie zwei Plätze weiter möchte mir ihr Zelt als Geschenk vermachen, sie reisen morgen ab und wollen es nicht mehr mitnehmen.

Und ich sitze da auf meiner Decke. Und strahle. Und die Sonne lacht mich an und sie lacht aus mir heraus. Denn in mir ist Frieden.

Hast du auch eine Story, die es wert ist erzählt zu werden? 

Hast du etwas richtig tolles erlebt, etwas was außerhalb deiner Komfortzone lag und das nicht 0815 Status Quo war? Willst du damit mal so richtig auf den Tisch hauen und allen Menschen zeigen, was eine Powerfrau in dir steckt?

Und vor allem andere Frauen damit inspirieren?

Oder aber du hast eine schwere Zeit durchlebt, hast alles überstanden und stehst jetzt mit erhobenem Kopf da. Willst du anderen Frauen zeigen, dass alles möglich ist, egal wie ausweglos eine Situation erscheinen mag?

Wir glauben: 

Every Woman has a Story. 

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