Als Diplom-Psychologie begleitet Tanja im Bereich Familientherapie und Ahnenarbeit Frauen…
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ToggleIm September 2020 hatte ich mein Jubiläum – vier Jahre Indonesien. Es gibt fast nichts mehr, was von meinem „alten“ Leben in Deutschland übrig geblieben ist. Nicht mal im Ansatz. Und meine Weiblichkeit habe ich auch wiederentdeckt.
Obwohl ich von Haus aus in meiner Profession als Psychologin und Therapeutin viele Jahre in meine eigene Persönlichkeitsentwicklung investiert habe, ist das, was ich in den letzten vier Jahren im Vergleich zu den Jahren davor gelernt habe, in der Intensität nicht zu vergleichen. Wenn ich die teils gefragten und teils ungefragten Meinungen anderer Menschen Revue passieren lasse, war von „du bist angekommen“ über „du hast erreicht, wovon andere träumen” bis hin zu „du hast ja gut reden“ alles dabei.
Aber mal Hand aufs Herz, ich bin durch Höhen und Tiefen wie jede*r andere*r gegangen und das alles schon vor meiner Idee, alles zu verkaufen und um die Welt zu reisen. Gerade hier auf Bali haben mich oft tiefe und emotionale Wellen gepackt und mich richtig durch das tobende Meer gewirbelt. Bali ist dafür bekannt, unerledigte Themen an die Oberfläche zu bringen. Manchmal von einer Sekunde auf die andere.
Besonders Frauen stellen mir heute immer noch diese eine Frage: “Warum bist du gegangen und wie hast du das bloß mit Mitte 40 geschafft?” Es gibt verschiedene Gründe, warum sich gerade Frauen gestresst, überfordert, müde, freudlos und abhängig fühlen. Hinzu kommen oft Gefühle von Leere, Mangel und Wertlosigkeit. Ja, davon handelt auch meine Geschichte.
Aber nichtsdestotrotz bin ich mir absolut sicher, dass jeder Mensch sein Leben von Grund auf ändern kann. Manchmal braucht es eine, manchmal mehrere Krisen. Meist steht uns dann am Ende die “ach so schöne” und sichere Komfortzone im Weg. Und um aus dieser rauszukommen ist die Auseinandersetzung mit dem Schmerz und der Angst unausweichlich.
Für wen oder was lebe ich überhaupt?
Mitte 2014 war ich einfach nur frustriert, krank, müde und leblos. Obwohl ich mein Wirken als Psychologin und Therapeutin bis heute liebe und dafür brenne, ist mir damals der Sinn für das Leben abhanden gekommen. Ich hatte keine Ahnung mehr, wer ich als Frau eigentlich war. Mir ist meine Vision abhanden gekommen. Das Wort Bedürfnis tauchte in meinem Wortschatz gar nicht mehr auf. Ich hatte auf allen Ebenen den Kontakt verloren, in meinem Business und auch in meinem Privatleben. Aber am meisten den Kontakt zu mir selbst.
Eine Frage tauchte immer und immer wieder auf: “Für wen oder was lebe ich eigentlich?”
Je länger ich mit der Auseinandersetzung dieser Frage wartete, desto schlechter ging es mir. Ich wusste, dass diese Auseinandersetzung eine tiefgreifende Veränderung in meinem Leben nach sich ziehen würde. Also kümmerte ich mich weiterhin nicht darum und machte weiter wie bisher.
2014 war mein finanziell erfolgreichstes Jahr. Ich war auf meinem Zenit angekommen. Ich genoss meine finanzielle Freiheit, hatte mit meinem besten Freund eine WG in einem Vorstadthäuschen gegründet und lebte meinen Traum am Wald. Schon in den Jahren davor florierten meine psychologische Praxis und mein Yogastudio immer mehr. Während ich an Pfingsten in der Lüneburger Heide zum Buddhismus konvertierte, brauste Sturmtief Ella nicht nur über meine Heimat das Ruhrgebiet, sondern auch über mein Leben. Mein desolates Kartenhaus fiel langsam in sich zusammen. Die Depression meines damaligen Partners blühte in dieser Zeit so richtig auf. Ich trennte mich von ihm. Im Herbst fiel dann mein Vater unerwartet ins Koma und kam ins Krankenhaus. Er starb im Dezember, zwei Stunden nach meinem Besuch im Krankenhaus. Mein Vater entschied sich alleine ohne die Anwesenheit meiner Mutter oder mir zu sterben. Damit seine Seele gut in den Übergang gehen konnte, laß ich ihm am Totenbett das buddhistische Lotus Sutra vor und und sang ihm ein Mantra. Danach kam nichts außer Leere. In dieser Zeit war ich über die jahrelange therapeutische und spirituelle Auseinandersetzung mit mir und meinem Vater sehr dankbar. Ich konnte ihn am Ende voller Mitgefühl und Liebe gehen lassen.
Mein kompletter Zusammenbruch
Mir war in der ganzen Zeit nicht bewusst, dass ich fast keine Verbindung mehr zu meinem Körper hatte und ich sowohl psychisch als auch physisch am Abgrund stand. Ich konnte Zeichen, die mir gesendet wurden, nicht erkennen. In diesem desolaten Zustand überschätze ich mich komplett. Drei Monate nach dem Tod meines Vaters kam mir die glorreiche Idee, eine 4-wöchige Reise nach Nepal/Kathmandu inklusive eines 10-tägigen Vipassana Schweigeretreat zu buchen. Ich war überzeugt, dass mir die Reise über alles hinweg helfen würde. Weit gefehlt.
Am Ende hat mich diese Reise dazu bewegt, mein Leben radikal zu verändern.
Zehn Tage Schweigen haben mir fast eine Psychose beschert. Für eine kurz Zeit kam auch meine “alte” Angststörung wieder zurück. Nachts hatte ich Stimmen gehört und war der Meinung, dass die Erde mehrmals bebte. Das Gravierendste war allerdings, dass ich fast mit meinem Leben bezahlt hätte. Wie heute kann ich mich noch sehr gut an das Gefühl erinnern, als nachts mein Blinddarm geplatzt ist. Meine Vermutung war natürlich eine andere. Ich war mir sicher, dass sich irgendetwas in meinem Darm gelöst hatte und nicht geplatzt ist. Nach vorangegangener Symptomatik mit 40 Grad Fieber und heftigen Magen- und Darmschmerzen, ähnlich einer Lebensmittelvergiftung, wie ich sie aus vielen Indienaufenthalten kannte, hatte ich ein extremes Platzen in meinem Darm verspürt. Danach ging das Fieber sofort zurück und ich war erstmal symptomfrei. Ich dachte, alles wäre überstanden. Wieder weit gefehlt. Der Arzt auf dem Tempelgelände verordnete mir Ruhe und ein Medikament gegen Magen- und Darmbeschwerden.
Von diesen Erfahrungen im Schweigeretreat erholte ich mich nur schleppend. Meine innere Stimme flüsterte mir immer lauter zu, dass es besser wäre, diese Reise vorzeitig zu beenden. Also flog ich, fünf Tage bevor das schwerwiegende Erdbeben in Kathmandu passierte, nach Hause. Der Tempel wurde massiv beschädigt, wie auch fast die ganze Stadt. Eine Teilnehmerin aus meiner Retreat-Gruppe ist während einer Trekkingtour tragisch ums Leben gekommen. Ich erinnerte mich wieder an das leichte Beben in der Nacht. Meine innere Stimme war auch in meiner Vergangenheit eine treue Begleiterin, aber bei den Vorboten des Blinddarmdurchbruchs wollte ich nicht so wirklich auf sie hören.
Fast sechs Wochen begleitete mich der geplatzte Blinddarm: beim Sport, im Yogaunterricht, in meiner Praxis und zu Hause. In diesen sechs Wochen bereitete ich voller Vorfreude mein verlängertes Yoga Wochenende mit meinen Schülern/Innen an die Mosel vor. Daraus wurde nichts. Ich wurde am Tag der Anreise mit unglaublichen Schmerzen ins Krankenhaus eingeliefert – Notoperation.
Obwohl ich bis heute mein Überleben nicht wirklich realisiert habe, wurde mir nach der OP ziemlich schnell klar, dass es so auf keinen Fall mit meinem Leben weitergehen kann. Ich hatte nicht nur ein Trauma durchlebt, ich war mit MItte 40 physisch und psychisch total am Ende. Ich traf die Entscheidung, mein Leben nur noch so zu leben, wie ich es will. Danach durchlebte ich die intensivsten Monate meines Lebens. Wie konnte ich meine immer wiederkehrende Angst in Mut verwandeln? Und für was sollte ich den Mut denn eigentlich aufbringen?
Der Beginn meiner Transformation zu mehr Weiblichkeit
Meine Träume kamen wieder in mein Bewusstsein: Die Welt mit ihren Menschen und Kulturen weiter kennenzulernen, frei und unabhängig zu sein und aus Systemen auszusteigen. Ich wusste von da an, dass es kein zurück mehr in mein altes Leben geben konnte – das ist bis heute so geblieben. Es war besiegelt. Ich wollte zwei Jahre reisen. Das hieß auch, dass ich dies ohne jeglichen Ballast tun wollte. Die Konsequenz war der Verkauf meiner psychologischen Praxis und des Yogastudios und die Kündigung meiner Wohnung.
Dafür habe ich über ein Jahr intensiv an mir gearbeitet. Ich bin tiefer in das Yoga und damals noch in die buddhistische Psychologie eingetaucht, habe mich mit meinen Schatten, Glaubenssätzen und Werten auseinandergesetzt. Ich habe die Liebe zum Journaling entdeckt und bin in tiefe Gespräche mit meiner Mutter und meinen Liebsten um mich herum eingetaucht. Es war wie ein nicht auszuhaltender, emotionaler Abnabelungsprozess. Vor allem was die Identifikation mit meiner Selbstständigkeit anging und wohin sie mich gebracht hatte – in die totale Erschöpfung. Zum Teil war es wie eine Entziehungskur, weg von dem Status eines Workaholic und weg von der Abhängigkeit zu Klienten/Innen und Schülern/Innen hin zu einem freien Leben. Fühlen konnte ich den dafür aufgebrachten Mut nie.
Wenn wir vor lauter Angst dennoch springen, ist der Mut nur für einen ganz kurzen Moment sichtbar und dann gleich wieder weg. Was bleibt, ist eine ungeheure Kraft, die uns für das Neue positiv stärkt.
Vor vier Jahren bin ich dann gegangen. Mit meinem 13 kg Rucksack von Frankfurt nach Jakarta. Ich war im Frieden mit mir. Mittlerweile war ich Minimalistin geworden, Pläne für ein Online Business waren bereits in der Tasche und ich hatte mich erfolgreich mit mir und dem Loslassen auseinandergesetzt. Es war nicht leicht zu gehen. Ich ließ meine Mutter, meinen besten Freund und meine Liebsten zurück. Auch viele liebe Menschen, die mich über zehn Jahre in meinem Wirken unterstützt und begleitet hatten. Ich habe viel geweint und bin durch Trauer und Wut mir selbst gegenüber gegangen. Es gab kein Zurück und auch keinen Plan B. Mir wurde bei meiner Verarbeitung immer klarer, dass mein Leben bereits über die Hälfte vorbei war und ich viele Jahre anderen geholfen hatte, ihr Leben zu verändern – jetzt war ich dran.
Ich bin auf Bali gestrandet, wie einige, die hierher gekommen sind. Von der Welt habe ich (noch) nicht viel gesehen. Das war bisher noch nicht dran.
Auf Bali erkannte ich von Anfang an, was schon immer tief in mir steckte und gelebt werden wollte. Mama Bali schickte mich weiter in die Aufarbeitung und zeigte mir oft unerschütterlich und schmerzhaft meine noch nicht gelösten Themen. Mama Bali ist dabei die mütterliche Energie, die sich nährend und schützend um “ihre Kinder” kümmert.
Sind wir mit offenem Herzen im Hier und Jetzt und gehen in die Akzeptanz für alle Themen, die in diesem Augenblick gesehen werden wollen, steht der Heilung und Transformation nichts mehr im Weg.
Mein neues Frau-Sein – meine neue Weiblichkeit
Partnerschaften, totaler Rückzug und die Verbindung zu meiner weiblichen Wahrhaftigkeit wurden meine wichtigsten Themen bis heute. Zu allen Themen habe ich ein neues und viel tieferes Verständnis erhalten und lebe dieses Verständnis aus meiner Essenz heraus authentischer denn je. Bali hat mich eine andere Form von Spiritualität gelehrt. Ich habe mich viel mit den Traditionen und Ritualen Balis auseinandergesetzt und bin so zu meinen eigenen Wurzeln zurückgekehrt, die meiner Ahnen und meiner Familie. Dazu trägt auch die Heirat mit meinem indonesischen Mann, der ursprünglich aus West Java kommt, bei. Die Verbundenheit zur Natur und zum Universum steht für uns an oberster Stelle. Ich lehne mittlerweile patriarchale Strukturen ab. Diese intensive Auseinandersetzung hat dazu geführt, dass meine langjährige buddhistische Praxis nun der Vergangenheit angehört. Dem eher verkopften Buddhismus fehlt es einfach an weiblicher Auseinandersetzung und Praxis mit Emotionen und Gefühlen.
Ich weiß, dass alles, was ich brauche oder wonach ich suche, schon immer in mir war und ist. Und diese Erkenntnis fließt auch in meinem Wirken mit Klientinnen ein und ruft dort starke Veränderungen hervor. Ja, mein Leben auf Bali ist anders. Oft muss ich über mich selber lachen. Besonders dann, wenn meine deutsche Mentalität wieder die Oberhand gewinnt. Die ist hier wirklich nicht zu gebrauchen. Auch wenn ich mich in meinem ersten Jahr auf Bali fast entschieden hätte, wieder zurückzukommen, wäre das aus heutiger Sicht gut so gewesen. Ich möchte so leben, wie ich es fühle, wie es richtig für mich und gesund auf allen Ebenen meines Seins ist.
Vor ein paar Monaten war ich bei einem Brahmanen, der mir ganz persönliche Informationen aus der Palmblattbibliothek vorgelesen hat. Er sagte zu mir: „Wenn du dir selbst vertraust, wirst du alles erreichen, was immer du dir wünschst.“ Genau darum geht es. Wenn wir selbst an uns glauben und uns zu 100% vertrauen, dann werden all unsere Träume wahr.
Warte nicht zu lange auf irgendwelche Umstände oder den richtigen Zeitpunkt. Du hast alles, was du brauchst und jetzt darauf wartet, gelebt zu werden. Öffne dein Herz und gehe DEINEN authentische Weg der weiblichen Wahrhaftigkeit.
Wir ziehen bald ans Meer. Dort warten schon die nächsten Pläne auf die Umsetzung. Aber dazu später einmal mehr.
Hast du auch eine Story, die es wert ist erzählt zu werden?
Hast du etwas richtig tolles erlebt, etwas was außerhalb deiner Komfortzone lag und das nicht 0815 Status Quo war? Willst du damit mal so richtig auf den Tisch hauen und allen Menschen zeigen, was eine Powerfrau in dir steckt?
Und vor allem andere Frauen damit inspirieren?
Oder aber du hast eine schwere Zeit durchlebt, hast alles überstanden und stehst jetzt mit erhobenem Kopf da. Willst du anderen Frauen zeigen, dass alles möglich ist, egal wie ausweglos eine Situation erscheinen mag?
Wir glauben:
Every Woman has a Story.
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Als Diplom-Psychologie begleitet Tanja im Bereich Familientherapie und Ahnenarbeit Frauen mit den verschiedensten Ängsten in herausfordernden privaten und/oder beruflichen Situationen. Außerdem unterstützt sie Frauen auf dem Weg in die Veränderung bis hin zu einem selbstbestimmten, authentischen und freien Leben. Von der Erschöpfung in die weibliche Kraft. Gerade in dieser intensiven und individuellen Arbeit war es ihr schon immer wichtig die Körperarbeit in Form eines weiblichen Yoga mit einzubeziehen. Sie verbindet in all ihrem Wirken das Thema der Weiblichkeit. Dadurch können die Frauen mit Tanjas Hilfe wieder im Einklang mit der Natur und ihrem weiblichen Zyklus leben. Tanja lebt auf Bali und bietet Einzel- und Gruppenarbeit, Retreats und Zeremonien on- und offline an.